Im Rahmen einer Analyse der russischen Filmgeschichte lassen sich zahlreiche herausragende Filme identifizieren, die bei einem breiten Publikum aufgrund der schauspielerischen Darbietungen oder der Regiearbeit hohe Wertschätzung genießen. Auch wenn der Film "Die Dreizehn" (1937, Original Titel: Тринадцать) eine meisterhafte Regie von Mikhail Romm aufweist, ist die Szenografie von einer gewissen Ideenarmut geprägt. Die gesamten Filmszenen wurden in einem Studio sowie in der Karakum-Wüste gedreht, welche sich zwischen den Grenzen von Turkmenistan und Usbekistan befindet. Da die Geschichte auf wahren Begebenheiten basiert, war es das Bestreben des Regisseurs, sicherzustellen, dass die Umgebung bzw. der Drehort mit dem historischen Schauplatz der Basmatschi-Aufstände übereinstimmt. Denn das, was gegenwärtig als Turkmenistan bezeichnet wird, war zwischen 1925 und 1991 Teil der UdSSR1.

Für die Rote Armee2 stellte diese Eroberung jedoch keinen einfachen Schachzug dar. Es dauerte etwa acht Jahre, bis sie die nationalistischen Partisanen - hauptsächlich aus dem eigenen Land, Usbekistan und Kirgistan - besiegt hatte. Obgleich die Basmatschi (mittelasiatische Rebellen aus Turkmenistan von 1916 bis 1925) anfänglich mit den Bolschewiki verbündet waren, entwickelten sie sich im Verlauf der Oktoberrevolution zu grausamen Gegnern, welche die Verteidigung ihrer Territorien und Kultur zum Ziel hatten. Der Grund für die Feindschaft lag in der Errichtung eines eigenen Staates, den die Basmatschi jedoch einige Jahre später gründeten. Der Film thematisiert den Konflikt zwischen der Roten Armee2 und den Basmatschi-Milizen in den Jahren 1919 bis 1925. Romms Absicht ist es, die Herausforderungen und Strapazen darzustellen, die mit Kampfhandlungen in der Wüste einhergehen.

Dabei verweist er auf die hohen Temperaturen in der Karakum-Wüste, die selbst im Sommer 30 Grad Celsius betragen. Zudem kann die Temperatur des Sandes bis zu 70 Grad Celsius erreichen. Mikhail Romm thematisiert ein Forschungsinteresse, das mich seit Längerem beschäftigt: die Eroberung von Territorien großer Königreiche und die Bedingungen ihrer Besetzung, die in der Regel nach blutigen Gefechten erfolgte. Der Spielfilm versetzt uns in den Konflikt, Protagonisten sind eine Truppe Rückkehrer, die sich infolge eines Sandsturms verirren. Inmitten der Wüste entdecken sie eine Ruine, die ihnen in dieser Situation Schutz und Obdach bietet. Nach einigen Stunden entdeckt Soldat Aktschurin einen unterirdischen Wasserbrunnen, der von Maschinengewehren verdeckt ist.

Dies führt zu einer Veränderung der Einstellung aller dreizehn Kameraden, da der Brunnen nur eine begrenzte Wassermenge liefert und sie zudem dreizehn Pferde besitzen. Allerdings ist ihnen bewusst, dass ihre Überlebenschancen ohne eine ausreichende Wasserzufuhr stark eingeschränkt sind. Die Drehbuchautoren Mikhail Romm und Josef Prut inszenieren in "Die Dreizehn" eine bemerkenswerte Konstellation zweier Armeen, diese Charakterisierung stellt zweifellos den höchsten Wert des Kunstwerks dar. Außerdem werden Figurengespräche so dargestellt, dass sie zeigen, wie Soldaten bzw. Offiziere und Truppen im Krieg verhandeln. Der Regisseur wählt als Ausgangspunkt seiner Geschichte eine missglückte Rückkehr, wodurch sich die Spannung zwischen den Soldaten aufgrund der Wasserknappheit signifikant erhöht.

Des Weiteren umfasst die Truppe zwei Zivilisten, welche von Aleksandr Tschistjakow als Geologe Alexander Postjakow sowie von Yelena Kuzmina3 als Marja Schurawljowa, Ehefrau des Kommandeurs Iwan Schurawljow, dargestellt werden. Schurawljow, der Kommandeur, entsendet den besten Reiter, Muradow, nach Nefes Kula, wo ein Schwadron der Roten Armee stationiert ist. Die zu übermittelnde Nachricht beinhaltet die Anweisung, die Truppe um 8 Uhr morgens zu retten. Obgleich Kamerad Muradow sich auf den Weg begibt, erreicht er das Ziel nicht innerhalb der vorgegebenen Zeit. Stattdessen benötigt er zwölf Stunden, da sein Pferd verdurstet ist. In der Folge werden die in der Ruine verschanzten restlichen Soldaten von den Basmatschi attackiert, sodass lediglich fünf von ihnen überleben.

Zudem verendeten sämtliche Pferde aufgrund der hohen Temperaturen und des akuten Wassermangels. Da Kommandeur Schurawljow bei den Gefechten ums Leben kam, übernimmt Aktschurin das Kommando. Timoschkin wird angewiesen, mit dem Basmatschi-Anführer Skuratow einige hundert Meter vor der Verschanzung zu verhandeln. In der Tat entspinnt sich zwischen Timoschkin und Skuratow eine der bemerkenswertesten Dialoge des Films, in welcher die beiden Akteure mit sarkastischem Tonfall die Tatsache beleuchten, dass es sich nicht um eine Truppe von 200 Soldaten handelt, sondern lediglich um fünf Überlebende. Auf der anderen Seite steht die Behauptung, die Basmatschi wollten nur ihre Pferde trinken lassen.

Die bewusste Verbreitung falscher Informationen hat zur Folge, dass es auf beiden Seiten zu Verlusten kommt. Der Film endet mit der Rettung der Truppe durch den Schwadron aus Nefes Kula, Muradow ist an der Aktion beteiligt, inzwischen sind alle anderen Kameraden, elf insgesamt, in den Gefechten gefallen. Aktschurin ist der einzige Überlebende. Der Regisseur verdeutlicht damit, dass die Verhandlungen im Krieg in dieser Zeit von Stolz überschattet sind. Obgleich sich die Umstände ändern können, wie im Film dargestellt, ist eine gewisse Neigung zur Unwahrheit festzustellen.

Anmerkungen

1 UdSSR: Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken.
2 Rote Armee: Amtlicher Name des sowjetischen Heeres der UdSSR zwischen 1922 und 1946.
3 Yelena Kuzmina (1909-1979): russische Schauspielerin. Die Außenbezirke. Regisseur Boris Barnet und eine wahre Geschichte. Meer, 30. Oktober 2021.