Gagosian freut sich, aktuelle Werke von Katharina Grosse und Tatiana Trouvé präsentieren zu dürfen. Die Ausstellung ist der Beginn für Gagosians Galerieprogramm in Basel und folgt auf die Gruppenausstellung Continuing Abstraction, die im Rahmen der Art Basel 2019 gezeigt wurde Diese Neueröffnung von Gagosian baut auf der reichen Basler Kulturszene auf und soll die Identität der Stadt als internationales Zentrum für moderne und zeitgenössische Kunst weiter stärken.
Nach Le numerose irregolarità in der Villa Medici in Rom im Jahr 2018 stellen Grosse and Trouvé hier zum zweiten Mal zusammen aus, allerdings werden ihre Werke in Basel in einer noch nie dagewesenen direkten Beziehung zueinander gezeigt.
Bei der Schaffung ihrer lebendigen und abstrakten Werke malt Grosse mit einer Sprühpistole Farbe auf den Bildträger. Durch ihre energetischen, runden Bewegungen werden die Atelierwände mit Pigmenten bedeckt – eine konzeptionelle Widerspiegelung ihrer Arbeitsweise direkt vor Ort auf den Oberflächen von Objekten, Räumen oder ganzen Gebäuden. Auf drei riesigen Stoffstücken aus Seide sind die Materialien, die Grosse für ihren Malprozess benötigt, als Digitaldrucke festgehalten: Eimer, Stühle, Kabel und Leinwände, die verstreut vor einer farbüberfluteten Wand liegen. Die verblüffend selbstreflexiven Drucke bringen die Wahrnehmung von Volumen und Gewicht ins Wanken; überladene, fotorealistische Wände scheinen architektonisch solide zu sein, verschmelzen aber zu transparenten Stoffbergen, die auf die leichteste Luftbewegung reagieren.
In ihrer Serie Les indéfinis (2014–) kombiniert Trouvé Plexiglas-Repliken von Kunsttransportkisten mit hyperrealen Bronze- oder Kupfergüssen alltäglicher Objekte. Als Subversion von Materialbeständigkeit werden biegsame Haushaltsgegenstände wie Reifen, Elektrokabel und Macramé-Behänge aus unnachgiebigem Metall neu erschaffen. Gleichzeitig verwandelt der grünliche Schimmer des Plexiglases die Kiste von einem plumpen Behälter Kunstwerke in ein Kunstobjekt. In diesen durchsichtigen Vitrinen werden die Güsse von Trouvé zu dreidimensionalen Bildern, als ob die Drähte, Verzahnungen und Folien aus Marcel Duchamps Grossem Glas aus ihrem gläsernen Gefängnis entflohen und als schematische Objekte wiederaufgetaucht wären.
Auf den ersten Blick erscheinen die farbenprächtigen Drucke von Grosse und die meditativen Skulpturen von Trouvé kontrapunktisch gegensätzlich: Seide einerseits, Bronze und Glas andererseits; Tropfen, aleatorische Farben einerseits, sparsame Linien und Volumen andererseits. Trotz ihrer kontrastierenden Ansätze bei Materialität und Farbe, oder vielleicht gerade deshalb, animieren, illuminieren und adaptieren sich die Werke der beiden Künstlerinnen gegenseitig. Sowohl die Drucke als auch die Skulpturen greifen Elemente aus dem Atelier des Künstlers und der realen Welt auf und deuten gleichzeitig ihren illusionistischen Schaffensprozess an. So wird ein Dialog zwischen den Werken geschaffen, der ein beständiges Geben und Nehmen zwischen Absorption und Reflexion dramatisch in Szene setzt.