Er ist in aller Munde und mittlerweile wurde viel über ihn geschrieben. Weshalb also noch einen Artikel? Weil es eine Herausforderung bleibt, die künstlerische Genialität dieses Mannes in seiner Gesamtheit zu erfassen: Michelangelo Merisi da Caravaggio. Und weil ich Sie einlade, mit mir auf atemberaubende Weltkunst einen Blick zu teilen, der weit über Kunstgeschichte hinausgeht.
Was macht für mich die Faszination bzw. die Aktualität seines Lebenswerkes aus? Worin liegt die Einzigartigkeit der Kunst Caravaggios? Weshalb drängen sich Menschen vor Ausstellungen mit seinen Werken?1
Die heute bekannten Rahmendaten über das immer noch weitgehend geheimnisvolle und hochspannende Leben dieses Ausnahmekünstlers möchte ich hier nur anreißen, da sie an vielen Stellen nachgelesen werden können: Caravaggio wurde 1571 in Mailand geboren und versuchte nach dem frühen Tod seiner Eltern und vier Lehrjahren als Kunstmaler ab 1592 in der ewigen Stadt Rom sein Glück. Hier erhoffte er wie andere junge Künstler Aufträge und Ruhm. Nach ersten harten Jahren begann kurz vor 1600 sein kometenhafter Aufstieg. Caravaggio schlug ein bis in die höchsten Kreise insbesondere des Klerus. Sein steigender Ruhm schien unaufhaltsam, zugleich immer wieder unterbrochen durch Verwicklungen in gewaltsame Auseinandersetzungen eines Mantel- und Degenzeitalters. 1606 geschah auf dem Zenit seiner Popularität etwas Furchtbares: Im Rahmen eines bewaffneten Kampfes verletzte Caravaggio einen Gegner tödlich. Der Papst verbannte ihn, Caravaggio war faktisch vogelfrei! Er floh über Zwischenstationen in das seinerzeit zu Spanien gehörende Königreich Neapel, wo er wie ein Megastar gefeiert wurde. Caravaggio wird jedoch nie mehr zur Ruhe kommen und bis an sein frühes, sehr tragisches Ende verfolgt bleiben. Weitere Stationen seiner sehr spektakulären und mit gefährlichen Kämpfen gespickten Flucht waren Malta, Sizilien und schließlich erneut Neapel. Hier wartete er schwer verletzt 1610 auf seine Begnadigung durch den Papst. Als es soweit sein sollte, kam er auf dem Weg nach Rom unter bis heute nicht vollständig geklärten Umständen in Porto Ercole mit nur 38 Jahren ums Leben.
Caravaggio lebte kurz aber heftig. Wahrscheinlich war es ein Leben zwischen Gefühl und Gewalt, Zärtlichkeit und Ekstase, Rotwein und Blut. Dabei stellte Caravaggio mit herausragenden und revolutionären Malereien die gesamte Kunstwelt auf den Kopf und hinterließ tiefgehende Abbildungen der großen Themen unseres menschlichen Seins. Caravaggio zeigt uns mit seiner Kunst eine oft dramatisch enthemmte Leidenschaft, brillante Schönheit, schonungslos inszenierte Brutalität und zugleich eine sensible Sinnlichkeit, wie ich sie nur von ganz wenigen Künstlern kenne. Lange wurde sein Charakter wegen seines aufbrausenden Wesens und weil Dokumente über ihn meistens nur in Form von Polizei- und Gerichtsakten bestehen, auf ein wildes Künstlerdasein mit immer wieder kehrenden brutalen Gewaltzwischenfällen reduziert. Werden wir damit einem Menschen umfassend gerecht, dessen Marienbildnisse von einer großen Intimität, Zärtlichkeit und Hingabe sprechen?
Caravaggio ist für mich ein Leuchtfeuer der ohnehin reichen italienischen Kunstgeschichte. Ja er scheint Italien pur zu sein: Die Eleganz seiner Bildstrukturen lehnt sich beeindruckend an die großen Klassiker der lombardischen und venezianischen Malerei an. Doch gleichzeitig zeigt uns Caravaggio auf vollkommen neue Art Emotionen, die unter die Haut gehen, die getränkt sind von der Leidenschaft des Südens, von römischer, neapolitanischer oder gar sizilianischer Lebensart. Diese Emotionen inszeniert Caravaggio revolutionär um das, was unser Leben tatsächlich ausmacht: Eros, Leidenschaft, Heldentum, Mut, Demut, Opferung, Ängste, Vergänglichkeit sowie Tod.
Seine Inszenierungen stellen jeden Hollywood-Blockbuster lässig in den Schatten. Caravaggio wirkt. Vor allem verfügt er im Gegensatz zur Traumfabrik über einen unvorstellbaren Tiefgang, der sich dem Betrachter oft erst auf den zweiten Blick erschließt. Caravaggios Werke sind nicht nur kunsthistorisch eine große Innovation. Wenn Sie bereit sind, sich zu öffnen, werden Sie die ungeheure Kraft und eine beinahe mystische Aura seiner Bilder spüren. Wer sich auf diese Kunst einlässt, kann auf gewaltige Reflexionsplattformen, oft sogar auf manifestierte Weisheit treffen.
In seiner noch sehr jungen, römischen Aufstiegszeit fällt er zunächst durch die Brillanz seiner Stillleben auf, oft kombiniert mit einem Knaben- bzw. Bacchus-Motiv. Er schafft mit dem Früchtekorb 1595 sogar das erste bekannte italienische Stillleben. Wussten Sie eigentlich, dass Caravaggio vermutlich das Stillleben für das gesamte europäische Barock salonfähig gemacht hat? Dabei zelebriert er nicht nur prachtvolle Blumen oder frische Früchte auf der Leinwand. Caravaggios erste entscheidende Weichenstellung für die Entwicklung des Barock war seine einzigartige Wiedergabe des Vanitas-Gedankens in seinen Stillleben, die er förmlich monumentalisiert und deren Symbolik ergreift: Seine Früchte sind nicht nur reif, sie beginnen zum Teil sogar schon zu faulen, zu verfallen. Alles unterliegt dem Vergehen!
Sind wir uns dessen in einer sich immer schneller überschlagenden Welt in unseren Hamsterrädern des Alltags eigentlich bewusst? Ja, es ist brutal: Aber auch wir Menschen haben ein Verfallsdatum. Das wird uns oft sehr spät klar, manchmal sogar zu spät. Die Vergänglichkeit und der Tod werden zu einen der großen Weisheitssymbole barocker Kunstwerke. Sie laden uns mit all ihrer Schönheit und malerischen Raffinesse ein zum Nachdenken und Innehalten, zur Wertschätzung des Moments und vielleicht sogar zur demütigen Ehrfurcht vor dem natürlichen Kreislauf der Natur. Auch wenn die Forschung heute bereits an der Unsterblichkeit von Menschen arbeitet, bleibt vollkommen offen, ob dies ein wirklich zu begrüßender Schritt für unsere Zivilisation wird, von der Praxis ganz abzusehen.
Caravaggio greift bereits in seinen frühen Werken das Thema des Altwerdens eindrucksvoll auch in Gegenüberstellungen zur jugendlichen Vitalität im menschlichen Antlitz auf. Wenn Sie auf sein bahnbrechendes Werk Judith und Holfernes von 1599 schauen, sehen Sie die Schönheit der zu allem entschlossenen jungen Judith, die dem tyrannischen Heerführer der ihre Stadt belagernden Assyrer, Holofernes, das Haupt abschlägt, in Gegenüberstellung zur alten, den grauenvollen Akt „assistierenden“ Magd. Deren hochkonzentriertes Gesicht ist zerfurcht von den Strapazen des Lebens und dennoch ehrfürchtig in Szene gesetzt. Judith hingegen, die nach dem alten Testament mit ihrer Bluttat das israelitische Volk von Betulia mit der „Schlachtung“ des Holofernes vor der Vernichtung bewahrt, strotzt mit ihrem gesamten Körper, unterstrichen durch die festen Brüste voller erotischer Energie. Ihr Gesichtsausdruck verrät neben einem Gewissen Ekel sogar eine lustvolle Komponente beim Vollzug der Bluttat.
Mit Judith und Holofernes schafft Caravaggio einen für ihn typischen und für die Malerei revolutionären Stil: Sowohl mit einer äußerst dynamischen Bildstruktur als auch mit dem Einsatz schonungsloser Lichteffekte, dem Hell-Dunkel, was die Italiener als „Chiaroscuro“ bezeichnen, inszeniert Caravaggio ergreifende biblische Geschichten im Moment ihres dramatischen Höhepunktes. Wie hier wird er in weiteren Werken den theatralischen Charakter einer Inszenierung verstärken durch den Einsatz großer roter Vorhänge bzw. Gewänder. Das Licht „flasht“ auf eine Art und Weise Täter und Opfer, die den Betrachter erfasst, ihn hautnah zum Beteiligten werden lässt. Das spritzende Blut verleiht der Dramatik noch zusätzlich eine erschütternd natürliche Komponente. Caravaggio lässt uns diese Momente mit allen Sinnen erleben. Wir können Schreie aus seinen Werken hören, das Grauen und den Schweiß der Tat eventuell sogar riechen. Am Ende feiert Caravaggio mit Judiths Sieg die Belohnung für Heldentum. Denn die gesamte Annäherung der berauschend schönen Judith an den furchterregenden Holofernes und die Bluttat selbst entsprechen im Alten Testament einer „mission impossible“.
Gerade mit Hilfe einer vollkommen neuen bildnerischen Interpretation biblischer oder mythologischer Geschichten gelingt es Caravaggio bis heute, Menschen zum Staunen zu bringen. Weil er genau in diesen Geschichten jene Momente identifiziert und atemberaubend inszeniert, die unser Menschsein im tiefsten Innern berühren. Seine Fähigkeit, den Betrachter mitzureißen, macht ihn für die wieder erstarkende Gegenreformation um 1600 zu einem unbezahlbaren künstlerischen Ausdrucks- und Machtmittel. Dabei provoziert er mit seiner Malerei derart, dass sogar heute noch Betrachter auf die Barrikaden gebracht werden2.
Gerade der blutjunge Caravaggio ist dem Thema Eros besonders nahe. Er spielt dabei mit unmittelbarer, knisternder Erotik genau so wie mit dem provokativen Blick auf Eros als machtvollste Urkraft von Allem, wie er durch die alten Griechen verstanden wurde. Bis heute schockiert Amor als Sieger Besucher der Berliner Gemäldegalerie. Dieser junge Amor steigt nackt und einiges offenbarend über alles hinweg: Über die Macht der Waffen, die Perfektion der Wissenschaften, über die Genialität der Künste, ja über die ganze Welt. Der Kontrast seiner schwarzen Flügel mit der zarten Haut eines Jungen ist erstaunlich. Wir können hier viel, auch Kritisches hinein interpretieren. Nur frage ich: Ist am Ende die Symbolik nicht bewegend? Was ist schöner und geheimnisvoller als Liebe, die über alles siegt?
Neben dem Bologneser Klassiker Annibale Carracci wird vor allem Caravaggio zur malerischen Initialzündung des Barock. Dieser junge Lombarde sorgt dafür, dass auf sensationelle Art ausgerechnet im Schoße der stockkonservativen katholischen Gegenreformation in Rom mit dem Barock eine der erotischsten Kunstepochen der Weltgeschichte entstand. Das zunächst vor allem „klerikale“ Barock, welches durch Caravaggio von Rom und Neapel aus die Welt erobert, wird später vor allem von den großen weltlichen Herrschern in Europa übernommen. Wo gab es mehr Liebesgeschichten, sexistische Entführungen, Amoretten und Putten als in den mythologischen Fresken der späteren Adelsschlösser und Skulpturen der französischen Parks?
Caravaggio muss in seiner Malerei aufgegangen sein. Im Mittelpunkt von Allem steht der Mensch3. Dabei geht der Künstler soweit, dass er die bisher unerreichten biblischen Heiligen vom Himmel bzw. den Altären herunterholt in den dreckigen Staub römischer oder neapolitanischer Straßen. Caravaggio vermenschlicht Heilige! Das ist der große Schritt im Vergleich zu allem, was es vorher gab, gerade auch zu den Superlativen der Renaissance. Er hatte den Mut zu einem unerhörten Tabubruch. Darin liegt eine der Gründe für seinen Weltruhm. Und Caravaggio nimmt die „menschlichen Heiligen“ als Spiegel auch für alle unsere Schwächen. Er konfrontiert uns tatsächlich mit einem staubigen Jesus zum anfassen! Bei der Betrachtung des Ungläubigen Thomas schockiert die Unmittelbarkeit und Einfachheit der Inszenierung. Es geht um eines unserer entscheidenden Themen: Zweifel und Glauben. Im Kreise weiterer Apostel kann Thomas nicht glauben, dass Jesus nach seiner Auferstehung wirklich vor ihm steht. Sämtliche Heilige sind in armen Gewändern „geerdet“. Damit haben sie die Menschen vor 400 Jahren unmittelbar angesprochen. Aber sie tun es heute noch: Die konzentrierte Lichtführung bei Caravaggio zielt auf die Dramatik der Handlung. Der auferstandene Christus führt zum Beweis des Wunders den schmutzigen Finger des Thomas in eine der durch die Kreuzigung entstandenen tiefen Wunden. Mich hat dieses in meiner Heimatstadt Potsdam befindliche Gemälde nachhaltig berührt. Ich habe mir folgende Fragen gestellt: Welche Rolle spielen Zweifel in meinem Leben? Ist es wirklich notwendig, dass wir in der heutigen durchrationalisierten Gesellschaft alles Wichtige bewiesen haben wollen? Sind wir überhaupt noch offen für das Wunder Leben?
Nach der schrecklichen Gewalttat 1606 verändert sich nicht nur das gesamte Leben Caravaggios. Sein Ruhm flammt zwischenzeitlich vor allem in Neapel und dem seinerzeit dem Johanniterorden gehörenden Malta erneut auf. Doch das, was geschah und seine zum Teil blutgetränkte Flucht erfasst seine Werke. Sie werden dunkler, reduzierter, die Pinselführung teilweise hektisch. Eine Aura des möglicherweise nahenden Todes erfasst seine Sujets. Der Glanz farbenfroher erotischer Provokationen seiner Jugendwerke ist verblasst, wenn nicht völlig verschwunden. Zugleich prägen nun die Passion und der Madonnenkult des Südens auf atemberaubende Art und Weise seine Bilder. Sie erlangen jetzt eine bisher nicht erreichte Intensität und Intimität, sie ergreifen. Caravaggios Kunst atmet förmlich die krasse Polarität eines der größten Städte der Welt um 1600: Dem Hotspot Neapel.
Als ich das erste Mal vor der Anbetung der Hirten stand, die Caravaggio auf seiner weiteren Flucht 1609 in Messina malte, hat mich das Bild nicht mehr losgelassen. In seiner Schlichtheit, die erdfarben dunkel dominiert ist und dem Lichtkegel auf die Zärtlichkeit, mit der Maria das Jesuskind in ihren Armen hält, ist es an berührender Unmittelbarkeit nicht zu übertreffen. Das radikal profane Umfeld, ein leicht strohbedeckter Stall, und die Zuneigung der aus dem dunklen Hintergrund hervortretenden Hirten kreieren ein unvergessliches Kunsterlebnis. Obwohl auch hier das Thema wieder biblisch ist, habe ich vor dem mit 3,14 Meter mal 2,11 Meter riesengroßen Gemälde viel mehr gespürt: Eine unbeschreibliche Hochachtung vor der Menschwerdung. Ich fühlte Demut. Die Inszenierung reduziert sich hier radikal auf wenige Elemente: Die Lichtführung, die Innigkeit zwischen Maria und dem Jesuskind und die Grazie der Anbetung durch die Hirten. Selbst das früher verwandte theatralische Rot beeindruckender Wandvorhänge findet sich nunmehr nur noch zurückhaltend wieder im Gewand der Maria und eines der Hirten.
Die emotionale Wucht des Sujets der späten „Caravaggios“ ist nicht mehr zu steigern. Gerade diese Expression in ihrer Unmittelbarkeit steht für seine Einmaligkeit. Emotion ist ja ein „Phänomen“, welches heute oft als „uncool“, manchmal sogar negativ als irrational verstoßen wird. Es scheint in einer von Naturwissenschaften und Technik scheinbar beherrschten Welt etwas nicht Kontrollierbares zu sein, was wir gerne verdrängen. Dabei sind gerade Emotionen wesentlich bei der Erfassung unseres mittlerweile sehr komplexen Zeitgeschehens. Emotionen sind der entscheidende Treiber der Entwicklungen in Politik und Wirtschaft. All die drum herum aufgeführte „Ratio“ an Begründungen ist oft nur ein entwickelter Instrumentenbaukasten. Die wirkliche Macht der Emotionen können wir mit Künstlern wie Caravaggio eindrucksvoll nachvollziehen. Seine Werke können uns auf das, was uns Menschen tatsächlich ausmacht, vielfach zurückführen. Wenn wir dazu mit Hilfe seiner Kunst Tuchfühlung bekommen, erklärt sich Vieles, was uns oft scheinbar vollkommen unerwartet zustößt oder nur umgibt.
Kurz vor seinem tragischen Tod und der so dringend erhofften Begnadigung durch den Papst nimmt Caravaggio zum dritten Mal 1610 ein Thema auf: David mit dem Kopf des Goliath. Vor fast schwarzem Hintergrund ist der jugendliche David zu sehen, in der Rechten das Schwert und in der Linken am Haarschopf gepackt den abgeschlagenen Kopf des Giganten Goliath. David schaut nicht mit der Arroganz eines Siegers auf das Haupt des Gegners. Ganz im Gegenteil schimmert vielleicht sogar ein Moment der Anteilnahme über das Gesicht des überraschenden Siegers dieser alten biblischen Legende. Das Gesicht des abgeschlagenen Kopfes zeigt tatsächlich jedoch nicht Goliath, sondern das Antlitz Caravaggios. Es wirkt wie der Spiegel eines schwer zerstörten Lebens, dessen Uhr abgelaufen ist. Tatsächlich wurde Caravaggio kurz vor seiner Reise nach Rom zum Papst in Neapel erneut in eine schwerwiegende Auseinandersetzung vermutlich mit Verfolgern des Malteser Ritterordens verwickelt. Bei diesem Kampf wurde er im Gesicht so schwer verletzt, dass er entstellt bleibt. Die Folgen dieses Kampfes berücksichtigt der Künstler beim Goliath und damit bei sich selbst. Augenscheinlich war er zu diesem Zeitpunkt immer noch verfolgt von der Angst, für seine Tat 1606 mit der eigenen Enthauptung büßen zu müssen. Oder zeigt er sogar Reue über das Geschehene? Vielleicht war es auch das Gefühl, dass sein tatsächlicher Tod trotz aller Hoffnungen naht?
Ich lade Sie ein, wo auch immer es möglich ist, Werke dieses Ausnahmekünstlers zu bestaunen. Sie können auf viel Energie und große Emotionen treffen: Allein dieser Aspekt ist in einer Welt, die emotional zu verkümmern droht ein unbezahlbares Geschenk. Caravaggio hat eine der Tore zum Barock weit aufgestoßen und damit der letzten einheitlichen großen Kunstepoche Europas einen leidenschaftlichen Weg geebnet. Dieses Barock wird – bei allen Schattenseiten – mit seinen unzähligen mythologischen und biblischen Interpretationen zum phantasievollen Schmelztiegel europäischer Geschichte und großer Weisheiten, die Ihr Leben sehr bereichern können.
1 Aktuell startet mit „Caravaggio & Bernini“ eine vielversprechende Ausstellung zum Frühbarock im Kunsthistorischen Museum Wien.
2 Im Kontext der sog. Edathy-Affäre wurde die Gemäldegalerie Berlin in einem offenen Brief gebeten, insbesondere aufgrund der Obszönität der Szene, dem Bild seine öffentliche Position im Museum zu entziehen. Dem wurde nicht entsprochen.
3 Vgl. dazu das spannende Buch von Mario Dal Bello, Die Bibel des Caravaggio, S. 17.