Stefan Hurtig (*1981), Preisträger des Vereins Leipziger Jahresausstellung von 2018, setzt in seiner von ihm konzipierten Ausstellung verschiedene Arbeiten als einzelne Stationen in den Raum. Obwohl der Titel nahelegt, dass das „Selbst“ im Vordergrund steht, zeigen die Videoinstallationen und Objekte so gut wie keine Personen. „Note to Self“ gleicht in seiner Anordnung eher einem Concept-Store, den Co-Working Spaces von Start-up Unternehmen oder deren virtueller Präsenz. Die vorherrschenden, glatten, spiegelnden Oberflächen lassen kein Vordringen in das Innere zu, behaupten aber das Gegenteil.
In der zentralen Arbeit „Bloom! Your Self Beautifully Enriched“ stehen drei Monitore auf einem Teppich, zwei Sitzsäcke laden zum Verweilen ein. Daneben hat Stefan Hurtig eine künstliche Palme platziert, alles in einem satten Ultramarinblau gehalten. Angesprochen wird der Betrachter durch einen überdimensionierten Mund, der aus Kreativ-Ratgebern und Managementliteratur zitiert. Die kurzen Slogans scheinen das Gegenüber direkt zu adressieren: „Lasse die üblichen Regeln links liegen. Wiederhole und schaffe neue geistige Muster“. Doch nicht das Individuum, das Selbst, im Sinne einer inneren Einheit, des Zentrums einer Person ist gemeint, sondern die Persona, die soziale Rolle als Konsument, Kunde oder Arbeitnehmer.
Stefan Hurtig verwendet in „Note to Self“ Strategien aus Werbung und Verkauf, wie etwa Produktplatzierungen, Übertreibungen oder Potenzierung. Diese Strategien wendet er wie einen Spiegel gegen sich selbst und entlarvt ihre Substanzlosigkeit. Stefan Hurtig erstellt für seine Arbeiten, die sich häufig mit der schnelllebigen Lebensrealität des 21. Jahrhunderts auseinandersetzen, selbstironisch Hashtags wie ConceptPop oder FOMO (Fear of Missing Out).
Der Preis der Leipziger Jahresausstellung wird gestiftet von der Sparkasse Leipzig, der Elke und Thomas Loest Stiftung und der Doris-Günther-Stiftung. Er war 2018 Dr. Hinrich Lehmann-Grube (1932–2017) gewidmet, der von 1990 bis 1998 Oberbürgermeister der Stadt Leipzig war.