Der 100. Geburtstag des Leipziger Malers und Grafikers Bernhard Heisig (1925–2011) ist für das MdbK Anlass, sein Schaffen in einer Ausstellung zu würdigen. Geburtstagsstilleben mit Ikarus bietet einen repräsentativen Einblick in Heisigs Bildwelt, die Vielfalt seiner Themen und Ausdrucksformen vom Frühwerk bis in die späte Schaffensphase. Dabei wird auch seine Bedeutung für die Entwicklung der bildenden Kunst in der DDR zwischen 1949 und 1989 sichtbar. Fotografien von Reiner Heim (1940–2017), Helfried Strauß (*1943) und Bernd Wittwer (1940–2011) zeigen Heisig im Atelier, aber auch in seiner Funktion als Rektor und Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB).
Die Kabinettausstellung konzentriert sich auf den eigenen umfangreichen Bestand an Gemälden und Druckgrafiken, der 2009 durch Dauerleihgaben der Peter und Irene Ludwig Stiftung eine entscheidende Bereicherung erfahren hat. Damit vermittelt die Ausstellung sowohl einen Eindruck von der Sammlungstätigkeit des Museums im Hinblick auf die Kunst in Leipzig nach 1945 als auch auf die Situation des Kunsthandels in der DDR sowie den deutsch-deutschen Kulturaustausch vor 1989, den Peter Ludwig als Sammler maßgeblich geprägt hat und der in dem bekannten Gemälde Atelierbesuch (Bildnis Helmut Schmidt) aus dem Jahr 1986 exemplarisch zum Ausdruck kommt.
Bernhard Heisig kam 1948 aus seiner Geburtsstadt Breslau (Wrocław) nach Leipzig, wo er die nächsten 44 Jahre lebte und arbeitete. Ein Jahr später begann er sein Studium an der Staatlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe (der heutigen HGB), an der er ab 1954 selbst unterrichtete. 1961 wurde Heisig zum Rektor und Professor der Hochschule berufen und richtete in der Folgezeit eine bedeutende Malereiklasse ein. Nach einem zwischenzeitlichen Bruch kehrte er 1976 an die HGB zurück und stand ihr bis 1987 erneut als Rektor vor. Als er 2011 starb, hinterließ Bernhard Heisig nicht nur ein facettenreiches, ungeheuer wirkmächtiges Werk, sondern auch eine große Schüler*innenschaft.
Neben den bekannten Historienbildern sind in der Ausstellung auch weniger bekannte, autobiografisch konnotierte Porträts, Landschaften und Stillleben aus dem Bestand des MdbK zu sehen. Hinzu treten druckgrafische Arbeiten, darunter mehrere Blätter aus dem berühmten Zyklus Der faschistische alptraum (1965/66). Abgerundet wird die Präsentation durch Fotografien – unter anderem von Helfried Strauß (*1943 Plauen), selbst langjähriger Professor an der HGB –, die Heisig im Atelier und an der Hochschule zeigen. Zusammengenommen bietet die Schau einen subjektiven, hinsichtlich der Vielfalt der gezeigten Themen und Ausdrucksformen aber durchaus repräsentativen Einblick in die Bildwelt des Künstlers.