Leonardo da Vinci (1452-1519) war nie in Leipzig, aber er hat in der Stadt im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Spuren hinterlassen. Sie sind Zeugnisse für die Verbreitung der von ihm geschaffenen künstlerischen Ideen und verdeutlichen seine große Bedeutung für die ästhetische Bildung der Eliten, die Künstlerausbildung und die Populärkultur.
Schon zu Lebzeiten des Künstlers wurden seine Zeichnungen und Gemälde vielfach kopiert und bis ins 19 Jahrhundert orientierten sich Generationen von Künstlern an seinen Bilderfindungen. Grund für diesen enormen Erfolg sieht der Leonardoforscher Frank Zöllner in der Kombination aus akribischer Naturbeobachtung, die Leonardo ins Zentrum seiner Kunst stellte, der Gabe, neue und dynamische Lösungen für lang etablierte Bildsujets zu finden und der Entwicklung eines eigenen Markenzeichens, dem sogenannten „sfumato“.
Die Ausstellung widmet sich in einem ersten Teil der Rezeption der künstlerischen Konzepte Leonardos am Beispiel mehrerer Gemälde und druckgraphischer Reproduktionen des 16. bis 19. Jahrhunderts. Der wesentliche Teil der Exponate stammt aus der Sammlung Maximilian Speck von Sternburg, die zum Kern der Altmeistersammlung des Mdbk gehört. Das größte Werk der Ausstellung ist eine Kopie von Leonardos „Abendmahl“, die James Marshall 1889 für die Leipziger Lutherkirche geschaffen hat.
Der zweite Teil der Ausstellung behandelt die Rezeption der wissenschaftlichen Studien Leonardos. Die Exponate stammen hauptsächlich aus den reichhaltigen Beständen der Universitätsbibliothek Leipzig, darunter auch die erste faksimilierte Reproduktion der heute berühmten Proportionszeichnung nach Vitruv in Giuseppe Bossis „Del Cenacolo di Leonardo da Vinci“ aus dem Jahre 1810. Die Faksimiles der Manuskripte und ihre Wirkungsgeschichte vermitteln einen Eindruck sowohl von der Vielfalt der Studien Leonardos als auch von der bis heute anhaltenden Wertschätzung seiner Ideen.
“Leonardo war nie in Leipzig ist ein Gemeinschaftsprojekt von Studenten des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Leipzig unter der Leitung von Professor Frank Zöllner und dem MdbK.