Wer hätte vermutet, dass ausgerechnet soziale Medien tragbare Brücken bauen? Instagram macht es möglich. Über dieses Medium entdeckte der „Künstler-Kurator“ Gregor Hiltner eine Vielzahl neuer amerikanischer abstrakter Maler, die mit erfrischender kreativer Freiheit in Technik und Komposition die große Tradition der abstrakten amerikanischen Malerei weiterfüh-ren und ihr - jeder auf seine Art - einen hochaktuellen Dreh geben. Dieser Gruppe korrespon-diert eine Anzahl von in Berlin ansässigen Malern, die ähnliche Wege beschreiten. Es ist in die-sen Zeiten nicht erstaunlich, dass diese Künstler schon lange in den sozialen Medien heimisch sind, sich kennen und schätzen. Das Schöpfen aus einem gemeinsamen Erfahrungsschatz, der sowohl in der Tradition als auch in der geteilten Erfahrung einer globalisierten Welt mit interna-tionalen Märkten gefunden werden kann, ist der Anker, von dem aus die Künstler sich in ver-schiedene Richtungen auf den Weg machen.
Die künstlerischen Navigationsinstrumente sind komplex und speisen sich aus verschiedenen Wurzeln. So haben die Arbeiten des in Los Angeles lebenden Künstlers Jonni Cheatwood viel mit dem Gefühl der Spannung zwischen Zugehörigkeit und Fremdheit zu tun. Er kombiniert alte, nostalgisch anmutende Drucke mit bunten und in wilder Geste dick aufgetragenen farbigen Formen. Eine Nuance Nostalgie enthalten auch die Bilder des New Yorker Künstlers Robert Szot, dessen Collagen Klassiker im neuen Gewand sind. Die starke Dynamik der Bilder des französi-schen Wahlberliners Taher Jaoui wiederum entsteht aus dem Kontrast zwischen strenger wis-senschaftlich – mathematischer Formsprache und kindlich – intuitiver Farb- und Formgebung. Die Vokabeln der Bildsprache in den Arbeiten des in Richmond lebenden Künstlers Taylor A. White wie des Berliner Künstlers Gregor Hiltner hingegen verweisen selten auf etwas außerhalb ihrer selbst und wenn sie auf etwas zeigen, dann hat dies oft eine absurde Wirkung. Sie stehen meist kompromisslos für sich selbst, und die Poesie der Komposition speist sich aus dem Wider-spruch in Farbe und Form. Mit gleicher Radikalität und doch mit unendlich fein nuancierter Farb- und Formsprache arbeitet Jenny Brosinski in ihren teils minimalistisch anmutenden Kom-positionen, in denen auch das Material, die Leinwand, zu Wort kommt. Einen ausgesprochen poetischen Umgang mit besonderen Materialien schließlich finden wir bei dem New Yorker Künstler Alan Neider, der in seinen „Bag Paintings“ die verschiedensten, aus ihren Kontexten herausgelösten Stoffe und Accessoires in seinen bemalten Stoff- und Kleideras-semblagen zu neuem Leben erweckt. Allen gemein ist eine freche Collagetechnik, die auch der Berliner Künstler Christian Achenbach für seine bunten und vielschichtigen Raumverschachte-lungen nutzt.