Die Präsentation versammelt grafische Werke von Künstler*innen, die sich mit Fragen nach Rollenzuschreibungen, Geschlechteridentität und der Tragfähigkeit gesellschaftlicher Normen auseinandersetzen.
Für die gezeigten Künstlerinnen gehört es zum selbstgestellten künstlerischen Auftrag, die vermeintliche Normalität von Heterosexualität und damit der Zwei-Geschlechter-Ordnung in Zweifel zu stellen und Visionen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt in Kunst und Gesellschaft zu entwerfen. Jedoch können diese Aspekte nicht losgelöst von anderen Dimensionen gesellschaftlichen Zusammenlebens betrachtet werden. Unmittelbar damit zusammen hängen die Erforschung von Konstruktion, Inszenierung und Auflösung des Künstlerinnen-Egos sowie des Verhältnisses zwischen Betrachter*innen und Kunstwerk.
Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang der Begriff der "Queerness", der inzwischen nicht mehr nur als eine griffige Formel für die LGBTIQ*-Bewegung zu verstehen ist, sondern vielmehr als eine Position der Identitäts- und Gesellschaftskritik in Form des Durchkreuzens oder Unterlaufens von "Normalität". In diesem Sinne sind alle gezeigten Werke "queer".
Zeitlich verdichtet sich die Präsentation in den siebziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, einer Zeit, in der als Folge der 1968er Revolution mit besonderer Offenheit und Experimentierfreude Rollenbilder hinterfragt und demontiert wurden.
Künstler*innen: Horst Antes, Stephan Balkenhol, Bernhard Johannes Blume, Rudolf Bonvie, Peter Campus, Walter Dahn, Jiří Georg Dokoupil, Niki de Saint-Phalle, Rudolf Giger, Dorothy Iannone, Alexej von Jawlensky, Kala Sic, Udo Kier, Konrad Klapheck, Jürgen Klauke, Christof Kohlhöfer, August Macke, Tony Morgan, Bruce Nauman, Dennis Oppenheim, Sigmar Polke, Ulrike Rosenbach, Tomas Schmit, Bernard Schultze, Katharina Sieverding, Wolfgang Tillmans, Timm Ulrichs, Ben Vautier, Klaus vom Bruch, Franz Erhard Walther, Ilona und Wolfgang Weber, Erwin Wurm.