Nam June Paik hat in den 1960ern den ersten nicht-menschlichen Aktionskünstler der Geschichte gebaut. 2018 lässt der japanische Robotiker Hiroshi Ishiguro den Androiden Alter 3 eine Oper dirigieren und Pinar Yoldas’ Kitty AI übernimmt die Weltherrschaft. Die Ausstellung Köperwende zeigt wie Künstler*innen die Grenzen von Mensch und Maschine, von lebendigen, künstlichen und unbelebten Körpern verhandeln.
Als 1908 der Film „The Thieving Hand“ entstand, hatte der Filmemacher keine Vorstellung davon, wie schnell Prothesen und Mensch-Maschinen sich in der Zukunft entwickeln würden. Diese filmische Fantasie einer kleptomanen, sich verselbstständigten Hand steht am Anfang der Ausstellung „Körperwende – von Nam June Paik bis Hiroshi Ishiguro“.
Videoausschnitte von Nam June Paiks erstem nicht-menschlichen Aktionskünstler „Robot K456“ und Erika Kiffls Fotografien von Paiks Roboter-Arbeiten auf der Biennale 1993 sind ebenso zu sehen wie Hiroshi Ishiguros dirigierender menschenähnlicher Roboter The Alter 3 und die futuristischen 3D-Android-Skulpturen von Nick Ervinck. Um die Spaltung zwischen Realem und Virtuellem, dem Fleisch und den Daten geht es in der VR-Arbeit von Martina Menegon und Pinar Yoldas’ AI-Katze verkündet ein postapokalyptisches, sozio-politisches und ökonomisches Manifest. Vom Phänomen der Phantomschmerzen in der Arbeit von Oscar Santillan, über Ivana Bašić Wachs-Skulptur, die den „gesunden“ und „deformierten“ Körper als ideologische Konstrukte entlarvt, befragt die Ausstellung Körpergrenzen und Körperbilder, das Fremde und das Eigene und die Wahrnehmung des Körpers im Raum.