Nach seiner letzten Einzelausstellung im Jahre 2016 stellt Rudy Cremonini nun eine Auswahl seiner neuesten, zum Großteil im Jahre 2018 entstandenen Werke vor. Rudy Cremonini ist Jahrgang 1981, er stammt aus Bologna, wo er an der Accademia delle Belle Arti studierte. Er gehört einer jüngeren Künstlergeneration an, welche sich zur Gänze dem Medium der Malerei verschrieben hat, das sie auf eine frische, unprätentiöse, aber bedingungslose Weise praktiziert. Trotz seines figurativen und darstellenden Ansatzes ist es kein akademischer Umgang mit Malerei, den die Kunst von Rudy Cremonini kennzeichnet, sondern vielmehr ein sehr freier, gewagter und großzügiger Ansatz, mit welchem eine Zwischenwelt zwischen Realität und Traum, aber auch zwischen Figuration und Abstraktion beschreibt. Gerade in den letzten beiden Jahren lässt sich beobachten, dass die Malereien von Cremonini eine beeindruckend prägnante Charakteristik zwischen großzügigem Pinselstrich, monochromer Farbpalette und Reduktion des Sujets erlangt haben.
Was bei den Arbeiten zuallererst auffällt, das ist sicherlich der kühne Pinselstrich, mit welchem der Künstler anhand von wenigen, mit pastöser Farbe gezogenen vibrierenden und bewegten Linien seine Sujets beschreibt. Details lösen sich überall in Farbfelder auf, während die Körper, die Gegenstände und die Natur anhand von großzügig angedeuteten Bewegungen und Formen punktgenau beschrieben werden. Rudy Cremoninis Sujets scheinen sich in Farbe aufzulösen, in ihr zu zerfließen, und werden doch gleichzeitig durch genau diese Farbe definiert. Die Farbpalette bei Cremonini variiert nicht besonders stark innerhalb eines Bildes, er entscheidet sich für großzügige, meist monochrome Hintergründe, vor denen die dargestellten Menschen, Tiere oder Pflanzen mit einer ebenso sparsamen, in wenigen Nuancen variierenden Farbpalette erscheinen. Nur durch hellere oder dunklere Linien oder Flächen, mit denen Cremonini die äußeren Ränder einer Figur bzw. einzelne Körperteile akzentuiert, gelingt es dem Künstler, den Charakter einer Situation exakt aufzugreifen und wiederzugeben.
Rudy Cremoninis bevorzugte Sujets in dieser Ausstellung sind nackte Menschen auf Sofas oder Sesseln sitzend, deren Haltung, Position der Gliedmaßen und Körperteile einen je eigenen Gefühlszustand oder eine ganz spezielle Befindlichkeit verrät. Daneben Darstellungen von wildwachsenden und raumgreifenden Pflanzen, welche ganze Räume einnehmen und durchwuchern. Andere Bilder zeigen in groben Zügen angedeutete exotische Tiere vor dem Hintergrund von Landschaften, ein Affenpärchen, Pinguine, chinesische Tiger, ein Wachhund. Im hinteren kleinen Raum der Ausstellung sind Cremonini’s schwarz/weiße Malereien zu sehen, welche im Großen und Ganzen dieselben Sujets aufgreifen. Diese Serie ist allerdings erweitert durch das Thema der klassischen Skulpturen im Kontext von romantischen Settings, so wie Statuen auf Sockeln oder in romantischen Gärten.
Doch immer haben die Szenen etwas Melancholisches, ja sogar etwas Unheimliches, und scheinen die Realität nur anzudeuten, nicht aber aus ihr zu entstammen. Vielmehr erinnern die Darstellungen von Cremonini an die Welt der Träume, der Erinnerungen, oder der Ängste, verweisen auf Bilder, die eher in den Tiefen unserer Vorstellung entstehen, als dass sie die reale Welt repräsentieren. Der Titel „Limbus“ verweist genau auf diesen Zwischenraum, auf diese undefinierbare Seelenwelt zwischen den Sphären, welche nicht der Realität des Alltages angehört, sondern vielmehr unsere Empfindungen und Erinnerungen beschreibt.