Die heutige Gesellschaft ist gepragt durch das Phanomen der digitalen Welt. Ihre Medien dringen in unser Bewusstsein, andern unsere Wahrnehmung und beeinflussen unseren Lebensstill.

In wie fern diese Veranderungen allerdings nachvollziehbar bleiben und die Menschen des 21. Jahrhunderts die politischen, sozialen und religiosen Schwingungen noch erfassen konnen, wird sich wahrscheinlich erst retrospektiv am Ende des Jahrhundert bewerten lassen.

Diese Form der Retrospektive ist nicht neu. Schon Vincent van Gogh beklagte sich in Briefen an seinen Bruder Theo dass man seine Kunst erst weit nach seiner Lebenszeit die ihr zukommende Wertschatzung entgegenbringen werde: . Ich kann nichts dafur, das meine Bilder sich nicht verkaufen lassen. Aber es wird die Zeit kommen, da die Menschen erkennen, das sie mehr wert sind als das Geld fur die Farbe." (1888). Den Fauvisten erging es dreisig Jahre spater nicht anders, auch ihre Kunst traf bei den Zeitgenossen auf wenig Anerkennung Der bedeutende Kunstkritiker Louis Vauxcelles formulierte sein Unverstandnis der ersten Fauvistenausstellung gegenuber mit den Worten . Donatello au milieu des fauves!.

In und durch Ihre Kunst vermochten diese Kunstler dabei aber etwas einzufangen, das nur mit zeitlichem oder reflektivem Abstand zu erkennen war. Sie machten es sich zur Aufgabe den Zeitgeist ihrer Epoche wiederzugeben. In der Zeit der Industrialisierung etwa fand das Technische Einzug in die Kunst, nicht jedoch im illustrativen Sinne, sondern in der Wirkung auf die Wahrnehmung, auf die Kultur, auf das Konzept vom Menschen.

Der Kunstler Matthias Danberg erklarte diesem Credo entsprechend den Computer zum primaren Medium seiner kunstlerischen Arbeit. Er bewegt sich ausschlieslich im Bereich der Virtualitat. Sein kunstlerisches Anliegen zielt dabei nicht auf die Illustration des zeitgenossischen Ereignisses -sei es digital oder analog-, sondern auf die darunter liegenden Schichten ihrer historisch kulturellen Einwirkungen. So erfasst er eine zeitgenossische Atmosphare, die durch die digitale und damit auch umfassend monumentale Globalisierung gepragt ist.

Die Arbeiten von Matthias Danberg basieren auf einer narrativen, metaphorischen Bildsprache. Seine kunstlerische Strategie changiert dabei zwischen der kalten Simulationsasthetik des Virtuellen auf der einen Seite und der subjektivindividuellen Gestaltungskraft eines tendenziell anachronistischen und damit widerstandigen Kunstlerverstandnisses auf der anderen. In seiner Arbeit bezieht sich Danberg auf die Vielzahl unterschiedlicher medialer Erzahlstrukturen, vor deren Hintergrund sich das heutige Weltverstandnis zu formen versucht. So besteht die Videoarbeit "s.c.a" (sensus communis aestheticus) aus drei anscheinend zusammenhanglosen Szenen und visualisiert dabei unterschiedliche kulturelle Etappen. Die erste Szene verweist mit der auf dem Thron sitzenden Figur auf das Sakrale. Die zweite Szene greift auf die industrielle Entwicklung zuruck. Die dritte schlieslich befasst sich mit den Verheisungen der technischen Moderne. Durch eine schrittweise Entfaltung des Szeneninventars gewinnt die Arbeit an inhaltlicher und symbolischer Bedeutung, der mehr zu entnehmen ist, als eine blose Erzahlung der technischen Entwicklung des Menschen.

Anders als in . s.c.a.. befasst sich Danberg in seiner Animation . Steinfahrt. nicht mit universellen Themen. Diese Animation ist aber von der symbolischen Bedeutung und Inhaltlichkeit nicht weniger relevant. Hier scheint es, als wurde die Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft als Ganzes und jeden einzelnen Individuums bildmetaphorisch erfasst.

Danbergs Arbeiten sind insbesondere an der mythischen Progression des Kulturellen orientiert, sie beinhalten eine Form des Mythos, in dem durch das digitale Instrument, das Pathetische und Raumlose unserer Zeit eine Form findet.

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