Christian Friedrich Gille entstammt einer Tradition der Dresdner Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert, die geprägt ist von Caspar David Friedrich und seinem Umfeld. Im Kontext der romantischen Landschaftsmalerei nimmt Gille sein künstlerisches Schaffen auf und absolviert 1827-30 seine Lehrzeit bei Johan Christian Clausen Dahl, zu dessen bedeutendsten Schüler er gezählt wird.
In seinem gesamten Werk, welches während einer beachtlich langen Lebzeit entstanden ist, bleibt Gille seiner eigenständigen und unkonventionellen Malweise treu: Ein Grossteil seines künstlerischen Schaffens sind Landschafts-Studien und Skizzen, welche vor Ort in der Natur entstehen. Eben diese kleinformatigen Bildfindungen überraschen durch eine nahezu impressionistische Manier, einen eigenwilligen und unkonventionellen Blickwinkel sowie einer malerischen Vehemenz.
Gilles Studienwerk umfasst viele Hundert Arbeiten, welche zu seinen Lebzeiten kaum Beachtung fanden; der fragmentarische Blick und der Charakter seiner Ölstudien hatten nur wenig mit der Bildsprache seiner Zeit gemein. Umso bemerkenswerter scheint es, dass er trotz ausbleibendem Erfolg unermüdlich dem künstlerischen Schaffen nachging. Er sah, ganz im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen, seine in der Natur geschaffenen Studien und Skizzen nicht als Vorarbeiten zu grösseren, komponierten Gemälden, sondern malte sie um ihrer selbst willen.
Was die Landschaftsstudien kunsthistorisch so bedeutsam macht, ist die neuartige ästhetische Einstellung, aus der heraus sie entstanden sind. Es ist das Streben, das schnell Vergängliche eines optischen Eindrucks mit raschem Pinsel festzuhalten. Ob sich Gille sich mit dem aufkommenden Medium der Fotografie auseinandersetzte, ist nicht bekannt. Trotzdem vereint die Ausstellung neben den Malereien von Gille ausgewählte historische Fotografien aus der Sammlung von Peter und Ruth Herzog/Fondation Herzog: Fotografien, ebenfalls aus der Natur rausgelöste Fragmente und bemerkenswerte Bildfindungen, welche durch ihre Eigenartigkeit den modernen Blick auf sich ziehen.
Es ist der Zusammenarbeit mit der Villa Grisebach verdankt, dass im Rahmen dieser Ausstellung eine Gruppe an wichtigen Arbeiten von Christian Friedrich Gille in Basel gezeigt werden können.