Mit „Scheiße“, dem ersten, provokativen Wort in Alfred Jarry’s Schauspiel König Ubu, das im Theatre de l’Oeuvre in Paris 1896 uraufgeführt wurde, hatte der französische Autor einen Urschrei der Moderne losgelassen und damit gleichzeitig das Absurde Theater erfunden.
Jarry’s Schriften, sein exzentrisches Leben und Verhalten inspirierte Künstler und Schriftsteller gleichermaßen, wie beispielsweises Guillaume Apollinaire, Marcel Duchamp, Antonin Artaud oder auch Georges Perec. Ein Satz wie: „Ich werde mich unsäglich bereichern, Macht erlangen, dann werde ich alle umbringen und davon laufen“, durch welchen Père Ubu/Alfred Jarry die Weltbühne als Bürgerschreck betrat, zeigt nicht nur seinen beißenden Humor sondern offenbart Macht als Kern des Übels innerhalb der modernen Gesellschaft.
Die Künstler/innen und ihre Werke, die für unsere Ausstellung ausgewählt wurden spiegeln Jarry’s Themen und Fragen wieder. Sie gehören mehreren Generationen an, mit sich ergänzenden Geschichten und Empfindsamkeiten, doch jede(r) einzelne auf ihre/seine Art und Weise spricht das Hier und Jetzt an. Das Verständnis von Skulptur als Performance und Partizipation ist sicherlich für die Ausstellung zentral. Die Performance versetzt einen unmittelbar in den Moment der Gegenwart –sei es mittels statischer Präsentation in Skulptur, Malerei und Photographie oder durch eine Kunsterfahrung, die sich innerhalb der Zeit entfaltet. Eine rebellische Haltung gegenüber dem Leben und der Gesellschaft, die sich in der Auseinandersetzung mit Inhalten zu Identität, Körper, Heimat und Leere artikuliert ist ebenfalls von Bedeutung.
Schließlich versucht die Ausstellung eine Frage zu stellen, die weitergereicht wurde von einer Generation zur nächsten, ursprünglich aber von Aristoteles stammt: „Sag mir, was ist der Unterschied zwischen Aktualität und Potentialität?“