Skulpturen, Masken, Keramik, Schmuck, Kleidung und Alltagsgegenstände ermöglichen im GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig einen Rundgang durch die verschiedenen Teile der Welt: Nach Erdteilen bzw. Regionen geordnet, führt der Rundgang von Asien über die Mongolei und Tibet nach Afrika, Amerika, Ozeanien und Australien.
Für die Dauerausstellung errichtete ein Baumeister vom Atoll Niutao eines der wohl letzten traditionellen Häuser, eine indische Familie erbaute ein Bunga als Beispiel einer klimaneutralen Bauweise. Daneben stehen auch eine mongolische Jurte und ein sibirischer Balagan stellvertretend für globale Fragen nach Klimawandel, Meeresanstieg, ökologische Ungleichgewichte und wirtschaftliche Verflechtungen und Abhängigkeiten. Einzelne Objekte verkörpern stellvertretend die Lebenswirklichkeiten von Menschen verschiedener Regionen, wie etwa die hölzernen Kareau-Figuren, die Menschen auf der Inselgruppe der zentralen Nikobaren vor negativen Einflüssen und übel gesinnten Geistern beschützen sollten. Zeitgenössische Kunstwerke und Objekte erzählen von Kontinuität und Suche nach Identitäten.
So einzigartig viele Objekte sind, so nachdrücklich stellt sich heute die Frage nach ihrer Herkunft. Wer hat sie einst angefertigt und warum? Aus welchem Material bestehen sie? Und wie kamen sie nach Leipzig? Wurden sie verschenkt, verkauft oder gar ihren ursprünglichen Besitzern während der Kolonialzeit geraubt?
Seit Anfang 2015 leitet die Ethnologin Nanette Jacomijn Snoep die drei Völkerkundemuseen in Leipzig, Dresden und Herrnhut. Ihr Ziel ist, die 2009 neu eröffnete Dauerausstellung schrittweise zu modernisieren und um mehr zeitgenössische Objekte zu erweitern.
Zudem sollen global relevante Themen wie Migration, Jugendkultur oder Körperschmuck eine Brücke zwischen Sachsen und anderen Regionen der Welt schlagen und anhand der Objekte allgemeinmenschliche Erfahrungen und Gefühle vergleichbar werden. Dazu kooperiert das Museum mit Künstlerinnen und Künstlern, Geflüchteten und Studierenden der Universität Leipzig. Gemeinsam erarbeiten sie Konzepte für Präsentationen, die als Interventionen in der Dauerausstellung gezeigt werden. Umfangreiche Rahmenprogramme, Lesungen, Performances und Diskussionsrunden unterstreichen neben den Ausstellungen das Verständnis des Museums als im Heute verankerter, interkultureller Dialogort.