2019 wird der 250. Geburtstag Alexander von Humboldts (1769–1859) begangen. Das Museum Ludwig nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, Humboldts Spuren in der Fotografie nachzuverfolgen. „Die Leute wollen sehen“, schrieb der Naturforscher und Weltreisende Alexander von Humboldt. Bilder, ob gezeichnet, gedruckt oder gemalt, spielten in seinem Leben und Forschen eine nicht zu verachtende Rolle.
So sprach er von „künstlerisch-physiognomischen“ Naturbildern und gab Unsummen für Illustrationen seines fünfbändigen Werkes Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung aus. Der Fotografie begegnete er als einer der ersten, siebzigjährig, als Mitglied der dreiköpfigen Kommission, die 1839 über das frühe Verfahren der Daguerreotypie zu befinden hatte. Sie wurde so weltweit als fotografisches Verfahren bekannt. Humboldt war im diplomatischen Auftrag in Paris und schrieb euphorische Briefe über diese ersten Aufnahmen: „Es ist jedenfalls eine der freuendsten und bewunderungswürdigsten Entdeckungen unserer Zeit“ oder: „Die Bilder haben ganz unnachahmlichen Naturcharakter, den die Natur nur selbst hat aufdrücken können.“ Die Zeit seiner eigenen Reisen war vorüber. Aber in den folgenden zwanzig Jahren bis zu seinem Tod 1859 umgab sich Humboldt mit Fotografien und förderte das Fotografieren auf Expeditionen.
Ihm wurden in Folge fotografische Alben geschenkt. Zwei spektakuläre Geschenkbände mit frühen Fotografien finden sich in der Sammlung Fotografie des Museum Ludwig. Dazu zählt ein Album von 1844, das der Erfinder der Fotografie auf Papier, W. H. F. Talbot, Humboldt widmete – eines der ersten Fotobücher überhaupt. Humboldt und Talbot waren sich erstmals 1827 in Berlin begegnet. Gemeinsam verband sie das Interesse an den Naturwissenschaften. Der Geschenkband von 1844 wurde im selben Jahr wie die ersten Teile seines berühmten Fotobuchs Pencil of Nature zusammengestellt. Es enthält 22 Aufnahmen, darunter auch ein Pflanzenfotogramm, wie Humboldt sie vielleicht selbst angefertigt hätte, wäre die Fotografie früher erfunden worden.
Das zweite großformatige Album umfasst 47 Aufnahmen aus Südamerika von 1857–1858. Der aus Ungarn stammende Fotograf Paul de Rosti überreichte Humboldt 1858 dieses Album persönlich zum Dank für dessen Reiseunterstützung. Bei den Aufnahmen handelt es sich teils um die frühesten bekannten Aufnahmen aus Mexiko, Venezuela und Kuba. Durch Erich Stenger (1878–1957), einem frühen Erforscher der Rolle Humboldts in der Fotogeschichte, kamen diese Alben in die Sammlung des Museum Ludwig. Ihre Entstehungsgeschichte und ihr Weg in die Sammlung wird nun rekonstruiert und damit ein Blick weit zurück in die Fotogeschichte geworfen.
Alexander von Humboldt, die Fotografie und sein Erbe ist die fünfte Präsentation im Fotoraum, in dem seit 2017 wechselnde Ausschnitte der etwa 70.000 Werke umfassenden Sammlung Fotografie des Museum Ludwig gezeigt werden. Dieser Fotoraum befindet sich innerhalb der Ständigen Sammlung im zweiten Obergeschoss.