Balthus, mit vollem Namen Balthasar Klossowski de Rola (1908–2001), zählt zu den letzten grossen Meistern der Kunst des 20. Jahrhunderts und zu den meist diskutierten Künstlern der Moderne. Die Fondation Beyeler widmet ihm eine retrospektiv angelegte Ausstellung, die rund 40 bedeutende Gemälde aus sämtlichen Schaffensphasen vereint und Balthus‘ vieldeutige Bildwelt reflektiert. In seinen ebenso ruhevollen wie spannungsreichen Werken treffen Gegensätze zusammen, die Wirklichkeit und Traum, Erotik und Unbefangenheit, Sachlichkeit und Rätselhaftigkeit sowie Vertrautes und Unheimliches auf einzigartige Weise verbinden.
Von Balthusʼ späten Kindheitsjahren in Bern, Genf und Beatenberg über seine Heirat mit der Schweizerin Antoinette de Watteville und die gemeinsamen Aufenthalte in der französischen wie auch der deutschen Schweiz bis hin zu den letzten Jahrzehnten seines Lebens im alpinen Rossinière bestand fortwährend eine enge Beziehung des Künstlers zur Schweiz.
Balthus zählt zu den grossen Meistern der Kunst des 20. Jahrhunderts und erweist sich dabei als einer der singulärsten. In seinem vielschichtigen und facettenreichen Schaffen, das ebenso Verehrung wie Ablehnung erfährt, verfolgte Balthus einen künstlerischen Weg, der alternativ, ja geradezu entgegengesetzt zu den Strömungen der modernen Avantgarden verlief. In dieser Abkehr bezieht sich der exzentrische Maler auf eine Vielzahl kunsthistorischer Traditionen und Vorläufer. In seiner beinahe als „postmodern“ zu beschreibenden Distanzierung von der Moderne entwickelte er jedoch zugleich seine ganz eigene Form von Avantgarde, die heute umso aktueller erscheint.
Den Ausgangspunkt für die Ausstellung in der Fondation Beyeler markiert Balthusʼ monumentales Meisterwerk Passage du Commerce-Saint-André von 1952–1954, das sich seit längerer Zeit als Dauerleihgabe im Museum befindet. In diesem rätselhaften Gemälde verdichtet sich in besonderem Masse Balthusʼ intensive Beschäftigung mit räumlichen wie zeitlichen Dimensionen im Bild und deren Verhältnis zu Figur und Objekt. Ausgehend von diesem Aspekt, wird die Ausstellung rund 40 zentrale Gemälde des Künstlers aus sämtlichen Schaffensphasen vereinigen. In dieser Perspektive sollen auch Balthusʼ teilweise provokanten Strategien der Bildinszenierung und damit nicht zuletzt die Ironie und Abgründigkeit seiner Kunst beleuchtet werden. So treffen in seinen ebenso ruhevollen wie spannungsreichen Werken Gegensätze aufeinander, indem sich Wirklichkeit und Traum, Erotik und Unbefangenheit, Sachlichkeit und Rätselhaftigkeit sowie Vertrautes und Unheimliches auf einzigartige Weise verbinden.
Die Abteilungen Kunstvermittlung, Kommunikation und Public Program haben zusammen mit den Kuratoren der Fondation Beyeler ein ausführliches Begleitprogramm zur Ausstellung erarbeitet, welches den unterschiedlichen Reaktionen auf Balthus‘ Werk Rechnung trägt. Die Kunstvermittlungs-Angebote sollen die Möglichkeit bieten, sich mit den verschiedensten Aspekten von Balthus‘ Werk vertieft auseinanderzusetzen und sich vor Ort im Museum sowie in einem Online-Forum an der Diskussion darüber zu beteiligen.
Die Ausstellung in der Fondation Beyeler, die mit grosszügiger Unterstützung der Familie des Künstlers realisiert wird, wird von Dr. Raphaël Bouvier, Kurator, und Michiko Kono, Associate Curator, kuratiert. Als zweite Station wird die Ausstellung im Museo Nacional Thyssen-Bornemisza in Madrid gezeigt.