Unsere Graphische Sammlung beherbergt den großen Schatz von 82 Zeichnungen sowie 84 Druckgraphiken und einigen illustrierten Büchern von Ernst Ludwig Kirchner (1880 – 1938), dem Mitbegründer der Künstlergemeinschaft »Brücke«. Alle seine Schaffensperioden und wichtigen Themen wie Großstadt und Tanz, Landschaften auf Fehmarn sowie die Alpen und anderes sind in diesem bemerkenswerten Bestand vertreten. Vor allem Kirchners Druckgraphik ist außergewöhnlich, gibt es die einzelnen Blätter doch nur selten in Auflagen, sondern oft nur in jeweils wenigen Handdrucken.
Die zuletzt als Gesamtkomplex 1980 ausgestellten Werke präsentieren wir 2018, im 80. Todesjahr des Künstlers, in einer Ausstellung, begleitet von einem Bestandskatalog.
Alle für unser Museum bereits in den 1920er-Jahren erworbenen Druckgraphiken Kirchners wurden 1937 als »entartet« beschlagnahmt, so dass der Aufbau unserer Kirchner-Sammlung erst nach dem Zweiten Weltkrieg beginnen konnte: Neben diversen Ankäufen und Geschenken von 1947 an bis in die 1970er-Jahre war es vor allem das Konvolut von 143 Zeichnungen und Druckgraphiken, das 1957 in die Sammlung kam und dessen Herkunft mit »Sammlung Dr. Gervais, Zürich/Lyon« angegeben wurde. Diese Provenienz blieb lange ein Rätsel. Unser mittlerweile abgeschlossenes Forschungsprojekt dazu hat gezeigt, dass alle Blätter aus dem Nachlass des Künstlers bzw. seiner Witwe Erna Kirchner (1884 – 1945) stammen und dass die »Sammlung Gervais« offenbar eine Erfindung des Kirchner-Schülers Christian Laely (1913 – 1992) war, um Werke trotz Vermögenssperre nach Deutschland verkaufen zu können.
Begleitend zur Ausstellung zeigen wir im Graphik-Kabinett (bis 16.9.) unter dem Titel »Kirchner und die ›Künstlergemeinschaft Brücke‹« Zeichnungen, Holzschnitte, Radierungen und Lithographien von Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Fritz Bleyl, Emil Nolde, Max Pechstein und Otto Mueller aus unserem Bestand.