Aus dem umfangreichen Schaffen der Leipziger Fotografin Karin Wieckhorst (*1942) stellt das MdbK die zentralen Serien „Begegnungen in Ateliers“ aus den 1980er Jahren und die kurz nach der Wende entstandenen „Frauenporträts“ vor. Die Bildnisse und Atelierbilder von Wieckhorst sind unvoreingenommen, sie sind intim und immer ehrlich. Die Fotografin widmet sich den Wechselwirkungen zwischen Selbstbild, Umfeld und Fremdwahrnehmung – das Spannungsfeld der identitätsstiftenden Suche jedes Menschen.
Die Serie „Begegnungen in Ateliers“ führt Karin Wieckhorst Mitte der achtziger Jahre zu KünstlerInnen der Jahrgänge 1933–1961 nach Halle, Dresden, Karl-Marx-Stadt, Berlin und Leipzig. Den dort entstandenen Aufnahmen stehen Abzüge gegenüber, die von den jeweiligen KünstlerInnen überarbeitet wurden und den Blick der Fotografin mit ihrer künstlerischen Selbstsicht konfrontieren. Entstanden ist das einmalige Spiegelbild der Kunstszene dieser Zeit. Es reicht vom Hallenser Maler Otto Möhwald (1933-2016) oder dem Dresdner Max Uhlig (1937) bis zu den Jüngsten, Neo Rauch (1960) oder Sabine Herrmann (*1961).
Unmittelbar nach der Wiedervereinigung entstand die Serie „Frauenporträts“. Karin Wieckhorst suchte sich für dieses Projekt 31 Frauen der Jahrgänge zwischen 1906 und 1971 aus. Alle lebten vor 1989 auf dem Staatsgebiet der DDR. Die Fotografin wollte aber nicht nur die Frauen in ihren unterschiedlichen Lebensumgebungen aufnehmen, sondern auch die jeweiligen Erwartungen, Erlebnisse und Erfahrungen. So schrieb sie die einzelnen Lebensgeschichten nieder, die sie den Fotografien zur Seite stellte. Die Bilder und Texte von Karin Wieckhorst’s „Frauenporträts“ zeigen einen sehr persönlichen Zugang zur Geschichte des 20. Jahrhunderts.