carlier | gebauer freut sich eine Einzelausstellung mit einer neuen Arbeit von Aernout Mik anzukündigen. Es ist die 7. Einzelausstellung des Künstlers bei carlier | gebauer und seine erste Präsentation in Berlin seit Speaking in Tongues im Haus der Kulturen der Welt in 2013. Miks Filminstallationen handeln oft von sozialer Ordnung und Chaos und machen es dem Betrachter schwer, zwischen Fiktion und Dokumentation zu unterscheiden. In seiner Arbeit erzeugt er ein Gefühl von Orientierungslosigkeit, das durch die riesigen Bildschirme, die den Betrachter umgeben, noch verstärkt wird. Allein die räumliche Anordnung der Projektion verändert die Art des Betrachtens.
In vorherigen Videoarbeiten von Aernout Mik standen Banker, religiöse Prediger, Lastwagenfahrer, Flüchtlinge oder Erdbebenopfer im Mittelpunkt. Und doch, wie Kurator Ralf Rugoff anmerkt, “wird keine dieser Figuren als eigenständige Persönlichkeit oder psychologisches Subjekt angelegt. Miks Kamera betrachtet sie alle mit demselben neutralen Blick, Eigenheiten und Unterschiede werden kleiner und verschwimmen. Wir können uns nur an der kollektiven Identität derjenigen orientieren, die unter anderen Umständen, wohl einen eigenen Charakter gehabt hätten.
In seiner neuen Arbeit A swarm of two richtet Mik seine Aufmerksamkeit auf ein Pärchen. In dem wort-und tonlosen Zwei-Kanal-Video schlendern zwei Polizisten durch die nächtlichen Straßen von Oostende. Schwer bewaffnet und in Uniform unternehmen sie einen scheinbar endlosen Marsch durch ausgestorbene Einkaufsgegenden. Ihre Kostümierung ist geprägt von visuellen Codes, die in Zeiten des Terrors für “Sicherheit” stehen. Und doch betont ihr nächtlicher Spaziergang eher den widersprüchlichen Charakter der Sicherheit als ihre Brut force.
Im Dunkel der Stadt übernimmt die Schwarmordnung das Ruder. Sie legen Teile ihrer Uniform ab – den Panzer der Autorität – um etwas Dunkles, Undefiniertes zu enthüllen. Dann bricht die Ordnung zusammen und aus der “Polizeiarbeit” wird eine dynamische Interaktion zwischen den beiden Beamten. Gesten, die zwischen sexuell, feindselig, liebevoll und geringschätzend changieren, werden vollzogen. Auf sich selbst zurückgeworfen, mal Hand in Hand, mal sich voreinander auf die Knie werfend, vollführen sie eine Choreographie von Macht, Unterwerfung, Anziehung, Angst, Misstrauen und Aufruhr.
Aernout Mik (geb. 1962 in Groningen) lebt und arbeitet in Amsterdam. Bei der 52. Venedig Biennale, 2007, vertrat er die Niederlande im Nordischen Pavillon. Einzelausstellungen u.a. in: Art Sonje Center, Seoul; MoMA New York; BAK, basis voor actuele kunst, Utrecht; Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Stedelijk Museum, Amsterdam; Jeu de Paume, Paris; Museum Folkwang, Essen und CA2M Centro de Arte Dos de Mayo, Madrid. Aernout Mik hat an zahlreichen internationalen Biennalen teilgenommen, unter anderem an der Venedig Biennale, Sao Paulo Biennial, Tirana Biennial, Art Focus - Israel Biennial, Istanbul Biennial und Berlin Biennale.
A swarm of two entstand im Auftrag des Museums Mu.Zee, Oostende, für die Ausstellung „Das Floß“ und ist eine Co-Produktion mit Argos, Brüssel.