Das Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle mit seinem vom Hamburger Baudirektor Fritz Schumacher entworfenen und 1922 eröffneten historischen Studiensaal befindet sich im Zentrum des von Alfred Lichtwark geplanten und nach dem Ende des Ersten Weltkriegs von Gustav Pauli, seinem Nachfolger als Direktor, eröffneten Neubaus. Es beherbergt Kunstwerke auf Papier von höchster Qualität und gehört mit seinen heute mehr als 130.000 Zeichnungen, Druckgraphiken und Fotografien zu den bedeutenden Graphischen Sammlungen in Europa.
Den Grundstock legte das testamentarische Vermächtnis des Hamburger Kunsthändlers und Sammlers Georg Ernst Harzen (1790–1863), dessen an die 30.000 Zeichnungen und Druckgraphiken umfassende Kollektion seit 1869 in der Hamburger Kunsthalle als unveräußerliches Legat verwahrt wird. Harzen war auch die treibende Kraft bei der Errichtung des ersten Museumsbaus.
Die Sammlung bietet einen guten Überblick über die Entwicklung der europäischen Kunstgeschichte. Anhand herausragender Werke lässt sich die Geschichte der Zeichnung und Druckgraphik vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart nachvollziehen. Schwerpunkte sind die 4.000 Zeichnungen der Alten Meister der italienischen, niederländischen und deutschen Schule. Zu nennen sind hier stellvertretend für viele andere große Meister Leonardo da Vinci, Raffael, Michelangelo, Canaletto, Giovanni Battista Piranesi, Rembrandt, Albrecht Dürer und Albrecht Altdorfer. Exzeptionell ist zudem die 1891 durch Alfred Lichtwark aus London erworbene Sammlung spanischer Altmeisterzeichnungen, neben denjenigen im Pariser Louvre und in den Florentiner Uffizien einer der drei bedeutendsten Bestände dieser Art außerhalb Spaniens. Hier stechen die großen Gruppen von Zeichnungen Francisco de Goyas und Bartolomé Esteban Murillos besonders heraus.