Zur Berlin Art Week präsentiert die Galerie Kornfeld erstmals den Berliner Künstler Christopher Lehmpfuhl mit neuen, eigens mit Blick auf unsere Ausstellung entstandenen Gemälden. Allen Werken gemeinsam ist, dass sie die Stadt Berlin in ihren unterschiedlichen Facetten in den Blick nehmen.
Die expressiven Gemälde Christopher Lehmpfuhls berichten von der Ekstase eines unmittelbaren Erlebens von Wirklichkeit, vom Akt des Sehens und vom Umformen des Gesehenen in Malerei. Der Künstler malt ausnahmslos vor dem Motiv – die eine oder der andere wird vielleicht schon einmal beobachtet haben, wie er sich, mit farbverschmierter Kleidung, hochkonzentriert zwischen Leinwand, Farbeimern und Palette bewegt, immer wieder sein Motiv in den Blick nimmt und zurücktritt, um dann mit gezielten Bewegungen die Farbe mit den bloßen Händen auf die Leinwand aufzutragen. Dabei entstehen dreidimensionale Farbreliefs von hoher haptischer Qualität.
Der performative Malakt von Christopher Lehmpfuhl wurzelt in der Freilichtmalerei des 19. Jahrhunderts und im Impressionismus. Er ist Ausdruck individueller Empfindungen sowie der Gestaltungskräfte eines Künstlers, der die Atmosphäre mit allen Sinnen aufnimmt und sich Wind und Wetter aussetzt, um einen Gesamteindruck aus Farben, Lichtmomenten, Lichtstimmungen, Geräuschen, Gerüchen und Gefühlen in Malerei zu verwandeln. Der Malprozess selbst ist die kontrollierte Umsetzung dieser Sinneseindrücke: „Wie der Golem aus feuchtem Lehm geschaffen und lebendig wurde, so erwecken Sie Ihre die Landschaften und Stadtansichten zum Leben, bis sie eine Intensität bekommen, die ihre realen Vorbilder fast übersteigt.“, schreibt Roland Strehlke, „Sie fangen den atmosphärischen Wesenskern der Sie umgebenden Wirklichkeit so plastisch ein, dass der Betrachter meint, den Wind zu spüren, die Erde zu riechen, das Wasser zu schmecken und den Klang der Großstadt zu hören. Sie zeigen uns die Dimensionen hinter der Oberfläche der Dinge.“
Christopher Lehmpfuhl beginnt seine Bilder ohne vorbereitende Skizzen direkt auf der Leinwand, die Motive formen sich aus der Farbe selbst. Was aus der Ferne Haus, Stadtszene oder Baum darstellt, ist von Nahem abstraktes Farbrelief. Vor allem die kleinformatigen Werke nähern sich der Abstraktion. Noch stärker als in den großformatigen Gemälden sucht der Künstler hier nach einem Farbklang und löst das Motiv auf in Farbe und Bewegung.
Christopher Lehmpfuhls Werke zeigen ihre Motive zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten, im gleißenden Sonnenlicht, bei unablässig fallendem Regen, stürmischem Wind oder im Schnee. Gleichzeitig dokumentieren seine Gemälde aber auch die Entwicklung und die Veränderung von Architekturen und Stadtlandschaften, am deutlichsten vielleicht in den Gemäldezyklen, die sich dem Wiederaufbau des Berliner Schlosses oder der Hamburger Elbphilharmonie widmen und beide erst kürzlich mit großen Erfolg in Berlin und Hamburg präsentiert wurden.
Das Schaffen von Christopher Lehmpfuhl zielt unmittelbar auf die Wahrnehmung der Betrachter, die nicht nur das Motiv eines bestimmten Gemäldes mit den Augen des Künstlers sehen, sondern ihre Umgebung nach dem Betrachten der Bilder Christopher Lehmpfuhls mit einem geschärften Bewusstsein wahrnehmen. Das gilt in besonderem Maß für die Werke unserer Ausstellung, zeigen diese doch Motive, die uns allen geläufig sind.
Christopher Lehmpfuhl war Meisterschüler von Klaus Fußmann an der damaligen Hochschule der Künste in Berlin (heute Universität der Künste). Er wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Stipendium der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, dem GASAG Kunstpreis Berlin, dem Auftrag, nach der Wiedervereinigung alle 16 Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland zu malen oder, im Jahr 2016, einer Kunstedition der Neuen Zürcher Zeitung. Seine Werke waren kürzlich auf der Art Basel zu sehen und werden seit Jahren in Museen und Galerien ausgestellt, zuletzt im Museum Villa Rosenhang in Weilburg, im Rudolf Stolz Museum in Sexten (Südtirol) sowie kürzlich im Foyer des Humboldtforums Berlin. 2012 wurde seine Werkschau „Berlin Plein-Air 1995–2012“ in der Alten Münze Berlin durch Bernd Neumann, den damaligen Kulturstaatsminister der Bundesrepublik Deutschland, eröffnet, für 2018/19 ist die Werkschau „Schlossplatz im Wandel“ in Berlin geplant.