Erik van Lieshout (*1968, lebt in Rotterdam) gehört zu den einflussreichsten niederländischen Künstlern der Gegenwart. Auf schonungslose wie humorvoll ironische Weise führen seine Werke politische Missstände und gesellschaftliche Konflikte vor Augen. Van Lieshout begibt sich in seinen Filmen in Randbereiche der Gesellschaft und beleuchtet auf radikale Weise unbequeme Themen wie Migrationskonflikte, Gentrifizierung, Rechtsextremismus oder die moderne Konsumkultur.
Indem er als Protagonist auf konfrontative Weise agiert, erzeugt er einen sehr eigenen Zugang zu Orten und Menschen, deren Haltung und Einstellung er sichtbar werden lässt. Zugleich werden van Lieshouts persönliche Verfassung wie die Herausforderungen des Künstlerdaseins zum Gegenstand seines sezierenden Blicks. So thematisieren seine Filme »Janus« und »Jail« (beide 2012) vor dem Hintergrund der politischen und sozialen Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise die eigene Künstleridentität zwischen Selbstverständnis und Fremderwartungen oder rückt »Dog« (2015) die Auswirkungen der Asyl- und Flüchtlingspolitik anhand des tragischen Falls des russischen Oppositionellen Alexandr Dolmatov ins Zentrum, dessen Asylantrag in den Niederlanden aufgrund eines Computerfehlers abgelehnt wurde.
In schnellem Rhythmus und mit hartem Schnitt werden filmische Aufnahmen mit Stop-Motion-Animationen seiner Zeichnungen und Wortskizzen unterfüttert, was die prozessorientierte Arbeitsweise des Künstlers unterstreicht. In seinen raumgreifenden, unter Verwendung einfacher Materialien entstehenden Installationen führt er das filmische Resultat seiner Projekte mit seinen kritischen, expressiven Zeichnungen und Collagen zusammen. Van Lieshouts Werkomplexe formulieren eindringliche Fragestellungen zu unserer Zeit und fokussieren das Verhältnis von Privatem und Politisch, Individuum und Gesellschaft immer wieder neu.