Alles, was waagrecht unter freiem Himmel ist, gehört der Natur.
(Friedensreich Hundertwasser, Konkrete Utopien für die grüne Stadt, 1983)
Beginnend mit dem Verschimmelungsmanifest gegen den Rationalismus in der Architektur, in dem er sich 1958 gegen die „geometrisch gerade Linie“ wandte und Baufreiheit für alle Menschen forderte, schrieb Hundertwasser mit der Nacktrede für das Anrecht auf die dritte Haut und dem Manifest Los von Loos immer wieder und immer tiefgreifender gegen die seiner Meinung nach vorherrschende natur- und menschenunwürdige Bauweise an. Er war ein Visionär im Bereich der Architektur und Ökologie, und es dauerte entsprechend lange, bis er seine Forderungen nach „Baummietern“, dem „Fensterrecht“, „Dachbewaldungen“ oder dem „unebenen Boden“ in Wirklichkeit umsetzen konnte. Viele der Utopien, die Hundertwasser im Bereich der naturnahen Bauweise hegte, trugen maßgeblich zur Verankerung ökologischen Denkens in den Köpfen der Menschen bei.
In seiner Malerei traten neben vegetativen Formen schon früh architektonische Motive wie Fenster, Giebel, Zäune und Tore auf. Konkreter gewordene Vorstellungen von natur- und menschengerechterem Bauen sind in der Ausstellung mit dem Aquarell 867 Hochhaus für Bäume und Menschen und der Mixed-Media-Arbeit 839 Löwengasse dokumentiert, die 1982 im Zuge der Planung des Hundertwasserhauses entstand.