Drei junge Menschen auf einer Dachterrasse bilden den Ausgangspunkt in El techo (Das Dach) von Patricia Ramos. Gemeinsam beschließen sie eine Pizzeria mit Blick über die Dächer der Stadt zu eröffnen und ihre Träume zu verwirklichen.
Den Pizza-Ofen lötet ein Freund, die Rezepte liefert ein Kubaner mit sizilianischen Wurzeln, als Koch wird der Vater eines Taubenzüchters engagiert und Ana und der Taubenzüchter bedienen die Gäste. Voller Elan werden Pizzen gebacken und im Korb per Seilbahn in der Nachbarschaft ausgeliefert. Der Laden brummt. Doch als das Geschäft Pleite zu gehen droht, weil alle Kunden anschreiben lassen, offenbart die Großmutter, das mit dem italienischen Großvater sei eine Notlüge gewesen und der Vater krittelt herum – wäre er doch im Bett geblieben, dann hätt‘s wenigstens kein Geld gekostet –, wendet sich das Blatt plötzlich.
Die Jugend im kubanischen Kino hat verschiedene Gesichter: In Fernando Pérez' La vida es silbar sind es sensible junge Menschen die Orientierung suchen, in Gerardo Chijonas Boleto al paraíso fallen sie in Abgründe, um der Perspektivlosikeit zu entfliehen. Doch bei Patricia Ramos stehen sie zu ihren Wünschen und ihren Träumen und machen aus Lebenslügen und entgegen aller Widrigkeiten erreichbare Ziele.
Patricia Ramos Spielfilm-Debüt gelingt auch dank der Leistung der Darsteller. Andrea Doimeadiós (Ana), Emmanuel Galbán (der Taubezüchter) und Jonathan Navarro (der sizilianische Mulatte) wissen den eng gesteckten Raum auf den Dächern ihrer Familienhäuser zu nutzen. Während sich Patricia Ramos onirischer Kurzfilm El patio de mi casa auf intime Räume konzentrierte, bietet El techo nun einen Ausblick auf das Schaffen einer vielversprechenden Regisseurin.
El techo (2014) ist eine kubanisch-nicaraguanische Koproduktion und Patricia Ramos, Jahrgang 1975, neben Jessica Rodríguez (Espejuelos oscuros, 2014) und Marilyn Solaya (Vestido de novia, 2014), eine der wenigen kubanischen Regisseurinnen. Doch wir dürfen uns freuen, dass es seit Sara Gómez (De cierta manera, 1974), Teresa Ordoqui (Te llamarás inocencia, 1988), Carolina Nicola (Así de simple, 2006) und Rebeca Chávez (Ciudad en rojo, 2009) stetig mehr werden.