Paradise Lost, das verlorene Paradies: So lautet der Titel einer Ausstellungsreihe, die das Kleine Museion – Cubo Garutti in der Sassaristraße in Bozen noch bis zum kommenden Juli bespielt. Drei neue Projekte der Fotokünstler Diego Artioli, Ziyah Gafić und Ludwig Thalheimer untersuchen Regionen sowie Menschen, die aus diesen Gebieten geflohen sind, dort ankamen oder dort immer noch ausharren. Die zwischen dokumentarischem und künstlerischem Anspruch angesiedelte Ausstellungsreihe kreist um die Beziehung zwischen der Fotografie und dem Konzept des „verlorenen Landes“, auf das sich der Titel der Reihe bezieht.
Nach den Arbeiten des Bosniers Ziyah Gafić zeigt das Museion in seiner „Außenstelle“ in Bozen bis zum 7. Mai achtzig bislang unveröffentlichte Fotografen von Diego Artioli (Künstlername: Escapista).
Die ausgestellten Bilder erzählen von einer im Frühjahr 2013 von Artioli unternommenen Reise nach Syrien. Dabei stehen Kinder und Erwachsene aus der im Nordosten des Landes gelegenen Region Idlib vor der Kamera, die mit einem freiwilligen Helfer der Non-Profit-Organisation „Syrian Children Relief“ dorthin gelangt sind. Um die Arbeit dieser Vereinigung, die syrischen Waisenkindern humanitäre Hilfe leistet, festzuhalten, bereiste Artioli im Auto, ohne über die dafür notwendigen Genehmigungen zu verfügen, das türkisch-syrische Grenzgebiet, wurde Zeuge eines Bombenangriffs und traf Gruppen von Kämpfern, die vor seiner Kamera posierten. Seine scharfen und ausdrucksstarken Bilder haben dokumentarischen Charakter. Unter den Trümmern der vom Krieg gezeichneten Landschaft wird die würdevolle Menschlichkeit der Bewohner sichtbar, die in den Augen der Kinder noch Raum für Hoffnung und Spiel findet. Die Bilder werden als Loop auf einem Monitor gezeigt, der zu einem stummen Monolithen inmitten des Raums wird. Den Hintergrund bildet das Foto eines von Bomben zerstörten Gebäudes, das die Wände des Kleinen Museion vollständig bedeckt.
Diego Artioli wurde 1971 in Bozen geboren. Nach Aufenthalten in Deutschland und Griechenland lebt und arbeitet er in Triest und Bozen. Seine Fotografien erschienen in der „Financial Times” sowie in „El País”, „Stile”, „Lucky Peach” und „Visionaire”. Er stellte in Italien und Spanien aus. Im Verlag Bompiani publizierte er das Buch „I mari di Trieste“