Die Antonio Dalle Nogare Stiftung präsentiert vom 13. April 2024 bis zum 22. Februar 2025 die neue Sammlungsausstellung Under the spell of Duchamp, kuratiert von Eva Brioschi.
Der Titel bezieht sich auf den Einfluss von Marcel Duchamp, der oft als eine Art Bann (spell) bezeichnet wird, unter dem viele Künstler-innen des letzten Jahrhunderts ihre Werke schufen. Duchamp gilt als Anreger der Konzeptkunst ante litteram, da sein Wunsch, sowohl den/die Künstler-in vom Joch der Produktion von Werken zu befreien, die einzig der Befriedigung der "retinalen Wahrnehmung" dienen, als auch die künstlerische Geste, die als schöpferische Wut verstanden wird, zu entheiligen, bei den Künstler-innen der nachfolgenden Generationen ein Nachdenken über das Wesen des Kunstschaffens auslöste.
Die Idee, der Prozess, das gestalterische Moment werden so wichtiger als das bleibende Objekt, das dadurch Gestalt annimmt oder einfach "erscheint".
Das Herzstück der Ausstellung ist eines der ikonischen Werke des französischen Meisters: La boîte en Valise. Dieses geheimnisvolle Objekt, das als tragbares Haus, als Museum in der Kiste, als Werkgruppe, als Akkulturationsmaschine definiert wird, kann genutzt werden, um die verschiedenen Praktiken der an diesem neuen Ausstellungsprojekt beteiligten Künstler-innen zu entschlüsseln. Dieses tragbare Museum, das während der Jahre des Zweiten Weltkriegs konzipiert und in den folgenden Jahrzehnten in mehreren Serien - insgesamt 300 Stück - zusammengestellt wurde, besteht aus einem Koffer oder einer Kiste, in der Duchamp 69 Miniaturen und Reproduktionen seiner Werke unterbrachte. Ein Behältnis, um das eigene Leben "zur Hand" zu haben, mit leichtem Gepäck zu reisen und sich überall auf der Welt zu Hause zu fühlen.
In den beiden Sälen im ersten Stock der Stiftung wird eine Auswahl von Werken aus der Sammlung von Antonio Dalle Nogare – die meisten davon sind Neuerwerbungen – in einen freien und unerwarteten Dialog mit La boîte en Valise gestellt.
In dem Raum, in dem das Werk geöffnet und aufgeklappt ist und den größten Teil seines Inhalts in einer in der Mitte platzierten Vitrine zeigt, sind die umliegenden Wände von vier bedeutenden Künstlern des 20. Jahrhunderts besetzt, deren Poetik mit einigen der subversivsten Praktiken Duchamps in Verbindung gebracht werden kann. Das Ready-made (der Alltagsgegenstand, der in den Ausstellungsraum übertragen und zum Kunstwerk erhoben wird) wird entweder in surrealistischer Manier ausgearbeitet - Christo - oder durch die Zusammenstellung von Objekten industrieller Natur als Signifikant verwendet, um einen scharfen und kritischen Diskurs über die amerikanische Gesellschaft zu führen - Kienholz. Die Beziehung zwischen dem Einzigartigen und dem Vielfachen, dem Teil und dem Ganzen, dem Original und der Kopie, an die der Inhalt der Boîte auf verschiedene Weise erinnert, manifestiert sich in den Werken von Breer, Cadere und De Maria mit spezifischen Bedeutungen und Signifikanzen.
Im zweiten Raum hingegen sind die Werke in Bereiche unterteilt, die sich anhand von Schlüsselideen erkennen lassen, die auf bestimmte Grundprinzipien der Konzeptkunst verweisen.
Für eine dieser Gruppen stellt das pattern, das Modul, die Chiffre der künstlerischen Praxis dar, die als treue und hingebungsvolle Umsetzung eines Statements verstanden wird (Buren, Mosset, Parmentier, Toroni, Posenenske, Tilson). Für andere gerät der kreative Prozess in Konflikt mit der Logik der Museumsinstitutionen und ermöglicht ein Aufbrechen der Beziehungen von Macht und Sorgfalt, die dem Ausstellungskontext zugrunde liegen (García Torres, Byrne). Für eine andere Gruppe von Werken (Broodthaers, García, Pietroiusti) sind die Aura des Künstlers/der Künstlerin, sein/ihr Denken, sein/ihr Wille, die wesentlichen Elemente eines Vertrauens, das an Glauben grenzt, während das "Artefakt" verschwindet oder zu einem magischen Objekt wird, das nur für einen Augenblick oder nur in der Vorstellung des Betrachters/der Betrachterin lebt.