Butterbrotpapier und einen dünnen Bleistift - mehr braucht es nicht, um ein interessantes Motiv abzupausen. Die älteste Kopiertechnik der Menschheit gehört aber in der zeichnerischen Praxis wohl auch wegen seiner Alltäglichkeit zu den künstlerischen Randerscheinungen. Dennoch und gerade deshalb widmet das Wallraf-Richartz-Museum dem Thema nun eine eigene Sonderausstellung. Mit Die Kunst der Pause. Transparenz und Wiederholung rückt das Kölner Haus das fragile Medium in den Mittelpunkt des Interesses. Anhand von mehr als 30 Exponaten wird die Historie der Pause ergründet und ihre Aufgabenvielfalt im künstlerischen Schaffensprozess dargestellt. Es ist dies überhaupt die erste Ausstellung in einer Graphischen Sammlung, die sich gezielt dem Phänomen der Pause widmet.
Schon um 1400 beschrieb der italienische Maler Cennino Cennini in seinem bedeutenden Lehrbuch über die Malerei des Spätmittelalters (Libro dell'arte) ausführlich die Herstellung durchscheinender Papiere entweder durch das Tränken in Öl oder das Auskochen von Fischleim, der dann zu einer transparenten Folie ausgezogen wurde. Viele Jahrhunderte lag vornehmlicher Zweck dieser Pausen in der Übertragung einer künstlerischen Komposition von einen auf den anderen Bildträger. Da bei diesem Arbeitsvorgang die Pause selbst aber häufig zerstört wurde, sind nur jene Exemplare aus dieser Zeit erhalten geblieben, denen eine Wertigkeit für den Werkstattgebrauch oder außerhalb dessen als eigenständige Werke zugesprochen wurde.
Um 1800 kamen erstmals maschinell hergestellte Transparentpapiere auf den Markt. Mit Hilfe der Pausen wurden gelungene Erfindungen dokumentiert, die dann an Künstlerkollegen zum Kopieren weitergeben oder gar verkauft wurden. Im 19. Jahrhundert kommt es dann zur Ausformulierung einer Ästhetik der Linie bzw. der Konturlinie – ein Prozess, dem die Pause (über die Jahrhunderte hinweg) immer schon zugearbeitet hat. Mit Arbeiten von Kasper Andreasen wird ein Blick auf die zeitgenössische Anwendung des Pausverfahrens ermöglicht.