Der Platz sah das Wüten der französischen Revolution, überstand die Wirren zweier Weltkriege, erlebte Massenjubel, Volkstrauer, Staatsfeierlichkeiten und steht damit wie kein zweiter öffentlicher Ort für die bewegte Geschichte einer ganzen Nation: Die Rede ist von der Place de la Concorde. Doch nur wenige wissen, dass es ein junger deutscher Architekt war, der diesen Platz Anfang des 19. Jahrhunderts in ein urbanes Juwel verwandelte. Sein Name lautet Jakob Ignaz Hittorff (1792-1867).
Das Wallraf widmet ihm und seiner Neuerfindung des geschichtsträchtigen Ortes nun eine große Sonderausstellung. Mit Paris erwacht! – Hittorffs Erfindung der Place de la Concorde küsst das Kölner Museum den Platz der Eintracht nach knapp 200 Jahren wieder wach. Die Besucher reisen in eine Zeit, als sich Paris auch Dank der klugen architektonischen Planung von Hittorff als europäische Metropole erfindet und zwar in harter Konkurrenz zu Rom, London, Madrid und Wien. Die Sonderschau mit mehr als hundert detailverliebten Originalentwürfen von Hittorff ist auch eine gefühlvolle Hommage an einen Kölner Künstler, der in Frankreich zum Star wurde.
Zur graphischen Sammlung des Wallraf gehören rund 8.800 Arbeiten aus dem Nachlass von Hittorff, darunter mehr als 250 Zeichnungen, die er ab 1820 im Auftrag der Stadt Paris für die Neueinrichtung der Place de la Concorde anfertigte. Dabei ging es ihm nicht nur um die verkehrsstrategische Einbindung des Platzes in das urbane Gesamtgefüge, sondern auch um eine moderne Möblierung mit Kandelabern, Brunnenanlagen, Wegesystemen und dem Obelisken von Luxor. Im Anblick seiner Zeichnungen wird die spannende Planungsgeschichte des historischen Pariser Ortes wieder sicht- und spürbar.
Mit der neuen Place de la Concorde erwacht die moderne Metropole nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht, denn es ist einer der ersten öffentlichen Orte in Europa, die in künstliches Licht getaucht werden. Mit der Gas-Beleuchtung beginnt in Frankreich das Zeitalter der Industrialisierung und der Platz der Eintracht ist ihr architektonisches Aushängeschild. Mit der spektakulären Aufrichtung des 3200 Jahre alten und 22 Meter hohen Obelisken von Luxor am 25. Oktober 1836 wird die Platz-Neugestaltung durch Jakob Ignaz Hittorff abgeschlossen.