«Ich möchte das Nichts malen, welches das Ganze sei, das Schweigen, das Licht, ich möchte das Unendliche malen.» In diesen Worten beschrieb der norditalienische Maler zu Beginn der 1960er Jahre sein Ziel. Nicht die Gegenüberstellung von Gegenständlichkeit und Ungegenständlichkeit interessierte Antonio Calderara, sondern vielmehr die Darstellung von Essentiellem im abstrakten Bildraum.
Der norditalienische Maler Antonio Calderara (1903–1978), der in der italienischen Tradition zu arbeiten begann, fand 1959 als reifer Künstler zu ungegenständlichen Bildordnungen. In den meist kleinformatigen Werken übertrug Calderara die gegenständliche Welt in präzise Kompositionen, in harmonisch gefügte geometrische Flächen. Die formalen Eigenschaften von Farbe, Licht und Raum hatte der Künstler bereits in seinen figurativen Bildern genau eingesetzt. Damals entstanden Gemälde von seinem engen Lebensumfeld, seiner Familie, einzelnen Gegenständen oder dem Ortasee als Motiv, wo er seit jeher seine Sommermonate verbrachte. Die Landschaft des Ortasees hallt auch in den abstrakten Bildern nach. Die Vorstellung, das Partikuläre, das an Ort und Zeit Gebundene, in den von ihm spazio mentale genannten Bildraum zu übersetzen interessierte ihn. Dieser Raum ist die autonome Einheit, die das Bild als etwas in sich Geschlossenes erfahren lässt. Eine grosse Rolle spielt dabei das Licht, das Calderara in Gemälden wie in Aquarellen mittels feiner Lasuren zur Entfaltung bringt. Die Tonalitäten sind einander angenähert und auffällige Kontraste vermieden, als ob mit dem gleichmässigen zenitalen Licht ein ewiger Mittag evoziert werden sollte.
Die Winterthurer Ausstellung folgt auf die etwas anders zusammengestellte Schau im Museo d’arte della Svizzera italiana in Lugano. Sie zeigt Gemälde aus allen Schaffensjahre, wobei der wichtigen Phase, zwischen Ende 50er und Anfang 60er, in denen Calderara den Übergang vom Figürlichen zu einer neuen abstrakten Ordnung graduell, konsequent und zwanglos vollzieht, besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Dazu gesellt sich abschliessend ein Saal, der sich vollständig den Aquarellen widmet.
Dank Galerien und Sammlern in Deutschland und der Schweiz gelang Calderara nach 1960 der Durchbruch, und so werden in der Ausstellung Werke aus Sammlungen aus diesen Ländern gezeigt.