Die umfassende Werkschau des amerikanischen Künstlers Oscar Tuazon (*1975) spannt den Bogen vom Jahr 2000 bis heute. Im Mittelpunkt stehen seine «architektonischen Skulpturen».
Anstatt Objekte in Ausstellungsräumen zu platzieren und diesen Platz zu besetzen, baut Tuazon die Räume um. Oft konstruiert er gleich seine eigenen Räume, sei dies in Museen, Galerien oder im öffentlichen Raum. Er untersucht funktionale Aspekte von Skulptur und ihren Gebrauchswert. Für ihn ist nicht die äussere Form entscheidend, sondern die Möglichkeiten, die sich im Umgang mit der Kunst ergeben. Das steht im Widerspruch zur Geschichte der Moderne, insbesondere zur Minimal Art.
Die Abkehr von der Idee eines originären, diskreten Kunstwerks ist der notwendige erste Schritt in einem befreienden Prozess, in dem die Menschen tatsächlich an der Erschaffung eines Kunstwerks teilhaben können, anstatt als Publikum hinzugezogen zu werden.
(Oscar Tuazon)
Der Künstler versteht seine Werke als Plattformen für soziale Interaktion. Kooperative Prozesse und flexible Do-It-Yourself-Strategien sind bereits bei der Umsetzung seiner Installationen entscheidend, ebenso wie Zufälle, die er nicht nur akzeptiert, sondern laufend integriert. Zusammen mit Handwerkern und Technikern errichtet er temporäre Konstruktionen, welche die normative Kraft institutioneller Architektur aus dem Gleichgewicht bringen. «Grob gesagt ist mein Vorgehen stets: sich in einen Raum begeben, ihn auffüllen, und den Druck erhöhen bis etwas schief geht», so Tuazon.
Für die Ausstellung in Winterthur realisiert der Künstler eine raumgreifende Holzstruktur, die Skulptur, Modellhaus, Treffpunkt und Veranstaltungsforum in einem ist. Indem sie den Raum sprengt, schafft sie einen neuen, ungleich informelleren Ort für Begegnung und Kunst.
Die Ausstellung entsteht in Zusammenarbeit mit der Bergen Kunsthall und der Kunsthalle Bielefeld. Gemeinsam wird im Verlag DoPe Press eine umfassende Monografie zum Werk des Künstlers herausgegeben.
(Kurator: Lynn Kost)