Silvia Bächli zählt zu den wichtigsten Schweizer Künstlerinnen der Gegenwart. Ihre Zeichnungen und Gouachen offenbaren die unendliche Vielfalt der mit dem Pinsel auf weißem Papier gezogenen Linie. Feinste Farbnuancen und unterschiedliche Verdünnungsgrade der Gouache entfalten ein reiches Spektrum an Zwischentönen. Mit trockenem Pinsel gemalte Linien wirken rau, während Wasser sie sanft fießen lässt. Schichtungen und geschlossene Formen erzeugen den Eindruck von Schwere, fligrane Figurationen in transparenten Tönen scheinen auf dem Blatt zu schweben. Für Bächli sind gute Zeichnungen »wie Skulpturen, sie ragen unterschiedlich weit in den Raum hinein, in dem wir uns bewegen«.
Neben neuen Zeichnungen zeigt die Galerie erstmals Collagen der Künstlerin, die für das Künstlerbuch Mund zu Mund mit Gedichten von Florian Seidel entstanden sind.
»Mit den hier vorgestellten Arbeiten im Kontext von Florian Seidels Gedichten betritt Silvia Bächli innerhalb ihrer bisherigen Arbeit künstlerisches Neuland. In diesen überwiegend kleinformatigen Fotomontagen herrscht der Geist des Zusammenfügens disparater Fragmente aus bereits vorhandenem, in anderem Kontext visualisiertem Material. Dieses stammt aus Tages-oder Wochenzeitungen und deren beiliegenden Magazinen. [...] Bächlis Strategie des Verunklärens ist von höchstem Raffnement. Durch aneinandergeklebte, zusammenhanglose Bildausschnitte zwingt die Künstlerin Erkennbares und Fremdartiges zu neuen, nie gesehenen Bildern.« (Zitat Michael Semff) Seidels »Wortbilder«, seine subtilen lyrischen Aphorismen, fügen sich kongenial zur visuellen Poesie von Bächlis Collagen. Die durchaus enigmatische Qualität von Seidels Sprachbildern in ihrem schwebenden Reichtum des Assoziativen, »zwischen Blütenblatt und Leder, Haut und Kakao, schwer zu fassen wie ein heimliches Tier«, fndet ihr Äquivalent in Bächlis Methode des Versetzens und Verfremdens heterogener Bildausschnitte. In ihrer Mischung von Unschärfe und Struktur, von Hermetik und Klarheit erweitern sie die Sprachebene des Dichters und befördern ihre »Lesbarkeit«.
Silvia Bächli 1956, Baden, Schweiz, lebt in Basel Einzelausstellungen (Auswahl): Frac Franche-Comté, Besançon, 2015; Staatliche Graphische Sammlung in der Pinakothek der Moderne, München, 2014; MK Gallery, Milton Keynes, 2013; Kunstmuseum Sankt Gallen, 2012; Kunsthalle Nürnberg, 2011; Schweizer Pavillon auf der 53. Venedig Biennale, 2009; Cabinet des arts graphiques, Centre Pompidou, Paris, 2007. Am 27. April 2017 eröffnet das Centre culturel suisse in Paris eine Ausstellung mit Werken von Silvia Bächli und Eric Hattan.
Florian Seidel 1966, München, lebt in München Er studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaftslehre. Seine Gedichte wurden bereits in verschiedenen Einzelveröffentlichungen, Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht. 2004 erhielt er u. a. den Wiener Werkstattpreis/Lyrik.