Bauwerke sind für Tobias Grewe wie Persönlichkeiten, die ihren eigenen Charakter haben. Darunter gibt es insbesondere in China „Top-Models“, mit denen sich die internationalen Star-Architekten zu verwirklichen versuchen. Das Rheinland und insbesondere Köln geben sich dagegen viel bescheidener. Wenn Star-Architekten hier ausnahmsweise tätig sind, bauen sie eher leise Bauwerke, die sich unauffällig in ihre unmittelbaren Umgebungen einfügen.
Als Fotograf fasziniert Grewe weniger die Architekten und ihre Auftraggeber, sondern vielmehr die kleinen Details und Charaktermerkmale an Gebäuden – wo man manchmal zweimal hinschauen muss, um das Besondere zu entdecken. Oft sind es kleine Details, die ihn an Gebäuden faszinieren: die Komplexität und Harmonie durch die vertikale Sicht nach oben im Zentrum einer Wendeltreppe; sich überlagernde Balkone, die aber nur aus einem ganz bestimmten Blickwinkel ihre volle Ästhetik entfalten, die sich beim flüchtigen Vorbeigehen sicher nicht „enttarnt“. Grewes "zweiter Blick" ist also höchst intuitiv und bestimmt sein Werk auf verschiedenen Ebenen.
Das Konzept seiner Arbeit ist primär Abstraktion durch Reduktion: Er deckt diese Charakterdetails auf, komponiert sie durch ausgewählte Nahaufnahmen und extreme Blickwinkel, legt sie frei durch Überbelichtung – alles ohne jegliche digitale Nachbearbeitung. Wenn sein Blick ihn zu interessanten Farb- und Formkompositionen lenkt, heißt es dann immer: wie viel „wenig“ ist wichtig und wie viel „viel“ muss sein, damit das interessante Formen-Moment, das entscheidende geometrische Moment, sich für den Betrachter vermittelt? Der Betrachter kann also die “Seh-Erfahrung” des Künstlers nachvollziehen. Durch den geschickten Abstraktionsprozess entsteht eine universelle, leise Sprache der reinen Formen und Farben.
Die Ausstellung “Tobias Grewe. Auf den zweiten Blick. Chinesische Architektur in Dialog” ist offizieller Teil der "Internationale Photoszene Köln" sowie des Architekturfestes "plan12" und wird in Zusammenhang des “Köln China-Jahr 2012” organisiert.
Kuratiert durch Gérard A. Goodrow in Kooperation mit Beck & Eggeling Contemporary, Düsseldorf. Zur Einführung spricht Julia Ritterskamp, Kunsthistorikerin, Düsseldorf.
Für weitere Informationen und druckreife Abbildungen kontaktieren Sie bitte:
Bettina Benedict Hecht: 01520 246 2718 oder per Email unter mail@kulturforum-herz-jesu.de
Gérard A. Goodrow: 01577 134 9517 oder per Email unter gerard.goodrow@gmx.de
Kulturforum in Herz Jesu e.V.
Zülpicher Platz (Haupteingang Roonstrasse)
Köln 50674 Deutschland
Öffnungszeiten:
Mo.-So. von 15-18 Uhr
und nach Vereinbarung.
Zur “plan12” ist die Ausstellung am
21. September von 18-22 Uhr und von
22.-28. September täglich von 13-21 Uhr.