Mit Future remains präsentiert Sudarshan Shetty seine vierte Einzelausstellung in der Galerie Krinzinger in Wien. Die Ausstellung erinnert an eine fiktive Erzählung, die sich anhand einer Sammlung von Objekten entfaltet, welche auf den Flohmärkten von Mumbai erworben wurden. Diese scheinbar alltäglichen und nun überflüssigen Objekte werden als Überbleibsel des Lebens eines Mannes präsentiert, die zurückgelassen wurden, um seine Geschichte zu erzählen. Die Ausstellung verwischt die Grenze zwischen Realität und Vorstellung und lädt die Besucher-innen ein, Fragmente einer unbekannten Vergangenheit zu erkunden. Jedes Objekt – ein abgenutzter Koffer, Utensilien, eine Schreibmaschine, eine Kamera und andere persönliche Gegenstände – schafft ein intimes Porträt der Existenz dieses Mannes und wirft Fragen über Erinnerung, Vermächtnis und die Geschichten auf, welche wir aus dem konstruieren, was uns hinterlassen wurde. Durch diese poetische Assemblage lädt Future Remains zum Nachdenken über den Lauf der Zeit und die Bedeutung ein, die alltäglichen Besitztümern, die wir um uns herum sammeln, innewohnt.
Einen Dialog zwischen Vergänglichkeit und Dauerhaftigkeit, Spontaneität und Kontrolle wird durch eine Videoinstallation und die damit verbundene skulpturale Arbeit geschaffen. Das Video zeigt Objekte, die vor einem dunklen Hintergrund zu Boden fallen, wobei jeder Aufprall einen eigenen Klang erzeugt, der zu einer rhythmischen, musikalischen Komposition beiträgt. Die visuelle Choreografie der herabfallenden Gegenstände in Verbindung mit den sorgfältig getakteten Tönen verwandelt das Zufallsereignis in eine bewusste Symphonie aus Bewegung und Klang. Was die Erfahrung noch vertiefen kann, ist die Anwesenheit der gleichen Objekte, die akribisch in Holz nachgebildet wurden. Die in mühevoller Handarbeit geschnitzten Holzskulpturen, welche auf dem Tisch präsentiert werden, spiegeln die fallenden Objekte aus dem Video wider und fangen jedes Detail ein. Dieser Dialog lädt die Betrachter-innen dazu ein, die Spannung zwischen dem flüchtigen Moment eines Sturzes und der wahrgenommenen Zeitlosigkeit der Kunst, sowie ihrer Projektion auf eine zukünftige Wahrnehmung einer imaginierten Geschichte zu erleben.
Zwei Werkkomplexe, von denen einer aus einer Gruppe gebündelter Kleiderreste und der andere aus einem drei Meter hohen, offenen Regal besteht, das mit Taschen und Objekten gefüllt ist, wurden beide in Harz und Marmorstaub gegossen. Auch sie reflektieren diesen Aspekt der Zeit wieder und laden zum Nachdenken über Themen wie Erinnerung, Präsenz und Abwesenheit ein. Durch die Verwendung von Harz und Marmorstaub bleiben nicht nur die komplizierten Details und Texturen der ursprünglichen Materialien erhalten, sie werden auch von alltäglichen Objekten zu scheinbar zeitlosen Artefakten erhoben. Das hoch aufragende Regal dient als symbolischer Behälter für die in der Zeit eingefrorenen Objekte. Die Pakete mit ihrem undeutlich geformten und eng gebündelten Inhalt vermitteln ein Gefühl von Geheimnis und verborgenen Geschichten, als würden sie persönliche Gegenstände oder Erinnerungen aufbewahren. Die Installation lädt die Betrachter*innen dazu ein, darüber nachzudenken, was wir mit uns herumtragen — sowohl physisch als auch emotional — und auf welche Weise gewöhnliche Gegenstände zu Gefäßen der Bedeutung werden können, die in der Zeit stehengeblieben und dennoch reich an ungesehenen Erzählungen sind.
Ein weiteres kontemplatives, großformatiges Werk aus weißem Corean wird von einer ununterbrochenen Textzeile geziert, die in die Oberfläche geätzt ist. Der Absatz erzählt eine sehr persönliche Geschichte, reich an intimen Details über die letzten Tage eines Mannes und die kleinen, ergreifenden Gegenstände, die er hinterlassen hat. Es ist eine Reflexion über den Lauf der Zeit, die Spuren, die wir hinterlassen, und darüber, wie Vergangenheit und Gegenwart in physischen Objekten miteinander verwoben sind. Schließlich bieten die Stücke eine Meditation über das Vermächtnis, über das, was bleibt, wenn der Glanz des Lebens verblasst ist, und über die stille Würde, die in den zurückgelassenen Dingen liegt.