Wir freuen uns, Sie auf die Ausstellung The classic themes mit Gemälden und Arbeiten auf Papier von Karel Appel in der Bleibtreustraße 45 in Berlin aufmerksam zu machen. The classic themes ist die sechste Ausstellung von Karel Appel in der Galerie Max Hetzler und baut auf der wichtigen Retrospektive des Künstlers im Gemeentemuseum Den Haag (heute Kunstmuseum Den Haag) im Jahr 2016 auf.

‚Die große Karel Appel Retrospektive im Gemeentemuseum Den Haag von 2016 – zehn Jahre nach Karel Appels Tod – sollte die traditionelle Sichtweise des umfangreichen Oeuvres radikal erneuern. Ihre thematische Einteilung widmete nur einen der sechs großen Ausstellungssäle der CoBrA Bewegung, während drei der übrigen sich auf jeweils ein sehr klassisches Thema konzentrierte – Akt, Landschaft beziehungsweise Porträt – was der CoBrA Idee von primitiver Spontaneität in flagranter Weise widersprach. Darüber hinaus wurde zum ersten Mal gezeigt, dass Appel durchaus nicht immer ‚spontan‘ malte, sondern sehr oft von Zeichnungen ausging, ausgewählt aus der zeichnerischen Vielfalt seines ständig aktiven, visuellen Denkprozesses. Auch dies warf ein völlig neues Licht auf das überkommene Bild von Appel, das doch vor allem im Zusammenhang mit intuitiver Improvisation gesehen wird, welche bei den Avantgarden der Fünfziger- und Sechzigerjahre – der CoBrA Gruppe, der Nouvelle École de Paris oder dem Abstrakten Expressionismus – den Ton angab.

Die Ausstellung in der Galerie Max Hetzler konzentriert sich auf die drei klassischen Themen und, wo Vorzeichnungen mit den ausgestellten Bildern in Verbindung gebracht werden können, werden diese den Bildern gegenübergestellt. Sie bietet damit neue Einblicke in Karel Appels Arbeitsweise, die zu einer Neubewertung überkommener Stereotypen einlädt. Durch ihre thematische und also nicht chronologische Struktur werden Werke aus verschiedenen Stilphasen nebeneinander ausgestellt.

Die Ausstellung beginnt mit einem sehr frühen ‚Porträt‘ aus dem Jahre 1946. Der Stil des Bildes erinnert noch an das, was der französische Kritiker Michel Ragon später mit „Postkubismus“ bezeichnen sollte. Appel und seinem Freund Corneille war eine Publikation in die Hände gekommen, die zu einer Ausstellung in der Galerie de France erschienen war, und die fünf „postkubistische“ Maler zusammenbrachte. Das Vorhaben, einen davon, nämlich Édouard Pignon – ein enger Freund Picassos – zu besuchen, war denn auch der direkte Anlass der ersten Reise der beiden jungen Künstler nach Paris im folgenden Jahr.

Auch die beiden ersten Räume sind dem Porträt-Thema gewidmet. Einer von ihnen vereint Porträts von Dichtern, mit denen Appel zeitlebens befreundet war: zwei Belgier, Emmanuel Looten (1908–1974) und Hugo Claus (1929–2008), sowie der bekannteste Vertreter der amerikanischen ‚Beat-Generation‘, Allen Ginsberg (1926–1997). Der zweite Raum zeigt Porträts von zwei Frauen, mit denen Appel während markanten Lebensphasen schicksalhaft verbunden war: Tonie Sluyter (1929–2012), Appels Lebensgefährtin während der CoBrA Jahre, und Machteld van der Groen (1935–1970), mit der zusammen er die ersten zehn Jahre seines internationalen Ruhmes erlebte.

Der dritte Raum konfrontiert Akte aus drei verschiedenen Werkphasen miteinander: Vom Anfang der Sechzigerjahre, der Mitte der Neunzigerjahre und aus dem Jahr 2000. Der letzte Raum der Ausstellung zeigt Landschaftsbilder, wiederum aus verschiedenen Werkphasen: ein Relief dessen Stil Reminiszenzen an Pop Art erkennen lässt; ein viereinhalb Meter breites Triptychon der Achtzigerjahre, als Appel das Thema ganz dezidiert als Panorama wieder aufgriff; sowie zwei Bilder der späten Neunzigerjahre, von denen eines spontan entstanden zu sein scheint, währen die Vorzeichnung des anderen erkennbar macht, wie Appel aus der Bearbeitung von gefundenen Bildern Vorlagen für monumentale Gemälde entwickelte.‘

(Text von Franz Kaiser, 2025)

Karel Appel (1921–2006) lebte und arbeitete unter anderem in Paris und New York. Retrospektiven des Künstlers fanden 2017 im Musée d'Art Moderne de Paris und 2016 im Gemeentemuseum Den Haag (heute Kunstmuseum Den Haag) statt. Weitere Einzelausstellungen fanden in den folgenden Museen statt: Emil Schumacher Museum Hagen; The Phillips Collection, Washington, D.C.; Staatliche Graphische Sammlungen, Pinakothek der Moderne, Munich (all 2016); Centre Pompidou, Paris (2015); Museum Jorn, Silkeborg (2013); Cobra Museum, Amstelveen (2008); Albertina, Wien (2007); Gemeentemuseum Den Haag (heute Kunstmuseum den Haag) (2005); Nationalmuseum, Belgrad; Palais des Beaux-Arts, Brüssel (beide 2004); Kunstforum Wien (2002); Stedelijk Museum, Amsterdam (2001); und Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Gent (2000).

Appels Werke befinden unter anderem in den Sammlungen des Albertina, Wien; Art Gallery of Ontario, Toronto; Astrup Fearnley Museet, Olso; Centre Pompidou, Paris; Gemeentemuseum Den Haag (heute Kunstmuseum den Haag); Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington, D.C.; LACMA, Los Angeles; Moderna Museet, Stockholm; Musée d'Art Moderne de Paris; Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid; The Museum of Modern Art, New York; Neue Nationalgalerie, Berlin; Pinakothek der Moderne, München; Rijksmuseum, Amsterdam; Solomon R. Guggenheim Museum, New York; Stedelijk Museum, Amsterdam; und Tate, London.