Kazuko Miyamoto (* 1942 Tokio) ist eine wichtige Protagonistin der Kunstszene in der New Yorker Lower East Side, die ihre japanische Herkunft mit westlichen Kunstpraktiken in Verbindung setzt und damit die Grenzen der Minimal Art dehnt. Seit ihrem Umzug in die USA 1964, als frühes Mitglied der A.I.R. Gallery und mit ihrer 1986 gegründeten Gallery Onetwentyeight treibt sie die Präsentation feministischer und (post-) migrantischer Kunst voran. Als Produzentin von Arbeiten des amerikanischen Künstlers Sol LeWitt kommt Miyamoto 1980 erstmals nach Linz und knüpft hier ein lebenslanges künstlerisches und freundschaftliches Netzwerk.
Miyamotos vielschichtige, radikale Arbeiten widersetzen sich einfachen Kategorien und Zu-schreibungen: Sie finden ihren Ausgangspunkt im Minimalismus, gehen aber über dessen strenge geometrische Abstraktion hinaus. Ihre eindrucksvollen String Constructions – zwei- und drei-dimensionale Arbeiten bestehend aus Hunderten, manchmal Tausenden Nägeln und Baumwollfäden – vermitteln ebenso wie ihre späteren Werke aus gedrehten Papierseilen und bemalten Kimonos trotz ihres ephemeren Charakters eine starke, körperbezogene Präsenz im Raum.
Das Belvedere würdigt Miyamotos Œuvre mit der international bisher größten Retrospektive und der ersten Ausstellung in einem Wiener Museum. Die Schau umfasst rund einhundert Exponate von den späten 1960er- bis in die 2010er-Jahre und versammelt zentrale String Constructions, frühe Gemälde, Fotografien, Zeichnungen und Installationen der Künstlerin.
(Kuratiert von Eva Fabbris (MADRE · museo d'arte contemporanea donnaregina, Neapel). Assistenzkuratorin: Andrea Kopranovic)