Alexandre Wollner, 1928 in São Paulo geboren, ist weltweit einer der wichtigsten und erfolgreichsten Grafikdesigner der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er spielte eine herausragende Rolle bei der künstlerischen, kulturellen und ökonomischen Begründung des modernen brasilianischen Designs und hat bis heute einen enormen Einfluss auf die Designszene Brasiliens. In Südamerika genießt Wollner hohe Popularität, hierzulande jedoch gilt es noch, sein Werk in ganzer Breite zu entdecken.

Die Frankfurter Ausstellung widmet sich dem als erste große Schau in Europa und wird von einer ausführlichen Publikation begleitet. Rund 120 Arbeiten des Designers geben einen Überblick, Schwerpunkte liegen auf dem starken Einfluss der Hochschule für Gestaltung Ulm, an der Wollner sich von 1954 bis 1958 aufhielt, und auf dem Verhältnis des Brasilianers Wollner zur europäischen Kultur.

Den Beginn der gestalterischen Tätigkeit Alexandre Wollners – anfänglich auf dem Gebiet der Malerei – bildet der 1924 von Theo van Doesburg eingeführte Begriff der Konkreten Kunst, die sich auf die Konstruktion von Kunstwerken ausschließlich aus geometrischen Elementen, Flächen und Farben stützt, frei von jeglicher Symbolik und Bedeutung. Die europäische Avantgarde, die mit der ersten Biennale 1951 erstmals in Brasilien gezeigt wurde, übte nachhaltigen Einfluss auf ihn aus. Besonders die Begegnung mit der Industriegrafik des Schweizers Max Bill, der auf der ersten Biennale von São Paulo mit seiner Skulptur «Dreiteilige Einheit» ausgezeichnet wurde, war für Wollner ein Schlüsselmoment. Er entdeckte, dass es genau das war, was er machen wollte. Wollners Plakatentwurf für die 3. Kunstbiennale von São Paulo stellt den Wendepunkt vom Maler zum Designer dar.

1953 wurde Alexandre Wollner von Max Bill ausgewählt, im ersten Jahrgang an der neu gegründeten Hochschule für Gestaltung Ulm zu studieren. Von 1954 bis 1958 erhielt er hier noch einmal eine radikale Gestaltungsausbildung, die seine Entwicklung als Designer entscheidend prägte. Die legendäre HfG Ulm war mit der Intention gegründet worden, nach dem Krieg die Tradition des Bauhauses fortzusetzen und zählte in den 1950er und 60er Jahren international zu den fortschrittlichsten Ausbildungsstätten im Bereich Gestaltung.

Nach seiner Rückkehr nach Brasilien 1958 gründete Wollner gemeinsam mit Geraldo de Barros, Ruben Martins und Walter Macedo die erste moderne Designagentur Brasiliens, «forminform» mit Sitz in São Paulo, vier Jahre später seine eigene Agentur «DICV Designo». Dabei traf er auf ideale Bedingungen: Im Brasilien der späten 1950er und frühen 60er Jahre herrschte Aufbruchsstimmung, das sich in kurzer Zeit zum aufstrebenden Industriestaat wandelnde Land war auf der Suche nach einer neuen Identität. Über Jahrzehnte hinweg begleitete Wollner die fortschreitende Industrialisierung Brasiliens und gab als Designer unzähligen wichtigen brasilianischen Unternehmen ihre visuelle Identität. Viele dieser Logos und Erscheinungsbilder prägten das neue Brasilien und waren über Jahrzehnte oder sogar bis heute in Verwendung.

Parallel zu seiner praktischen Arbeit als Designer begann Wollner sich in der Designausbildung zu engagieren. So war er u. a. 1963 einer der Gründer der ersten Hochschule für Design in Brasilien und ganz Südamerika, der Escola superior de desenho (ESDI), die das Ulmer Modell in Rio de Janeiro einführen sollte.

Die Frankfurter Retrospektive «alex wollner brasil. design visual» stellt das Wollner’sche Gestaltungsuniversum umfassend dar. Der inzwischen 85-jährige Alexandre Wollner, hat nicht nur an der Konzeption der Ausstellung mitgewirkt, sondern auch an der begleitenden Publikation, in der er in mehreren Textbeiträgen spannende, persönliche Einblicke in seine Arbeit gibt.

Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai,17
Frankfurt am Main 60594 Deutschland
Tel. + 49 69 212 34037
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Öffnungszeiten
Dienstag, Donnerstag - Sonntag
10:00 - 17:00 Uhr
Mittwoch 10:00 - 21:00 Uhr

Abbildungen

  1. Alexandre Wollner, Sucorrico, Fruchtsaftindustrie,1972
  2. Alexandre Wollner, Coqueiro Sardinen, 1958
  3. Alexandre Wollner, Fenícia, Handelsunternehmen, 1975
  4. Alexandre Wollner, Petróleo Tankstellen São Paulo,1986-1996
  5. Alexandre Wollner, Gustavo Halbreich, Baugesellschaft,1974
  6. Alexandre Wollner, Ohne Titel, 1953