Das Kunstmuseum Bonn widmet der aus Südafrika stammenden und in Berlin lebenden Künstlerin eine umfassende Einzelausstellung mit Videoinstallationen und Fotografien der letzten 25 Jahre.
Im Laufe ihres Schaffens ist die politische Dimension in Breitz' Werk immer offener zutage getreten. Feministische und antirassistische Themen stehen dabei im Vordergrund. Die Bonner Präsentation spannt einen Bogen von frühen Arbeiten wie Ghost Series (1994), einer Fotoserie, welche zum Zeitpunkt der politischen Transformation Südafrikas entstand und die anhaltende Gewalt des Apartheid-Regimes reflektiert, bis hin zu neueren Werken wie TLDR (2017), einer 13-Kanal-Videoinstallation, die in Zusammenarbeit mit einer Gemeinschaft südafrikanischer Sexarbeiterinnen entstanden ist und sich mit dem weltweiten Kampf der Arbeiterinnen für ihre grundlegenden Menschenrechte beschäftigt. Für das aktuelle, titelgebende Werk Labour (dt.: Arbeit, Arbeitskraft, Geburtswehen) hat Breitz Geburten filmisch begleitet. Die Stärke, die Frauen bei der Geburt entwickeln müssen, denkt die Künstlerin hier als eine im umgekehrten Sinne existenzielle Kraft: Die Mächtigen, die ihren Einfluss nutzen, um die körperliche Autonomie von Frauen* einzuschränken, werden außer Kraft gesetzt.
Im Fokus von Candice Breitz‘ künstlerischer Arbeit steht die Auseinandersetzung mit dem Einfluss von Familie, Gesellschaft oder von Gemeinschaften, die sich aufgrund bestimmter Zugehörigkeiten wie Rasse, Geschlecht, Nationalität oder Religion formieren, sowie mit der Bedeutung der Medien, durch die neue Gruppierungen und Verbände entstehen. Zentral sind für die Künstlerin dabei die Fragen: Wie sehr können wir uns selbst bestimmen und wie sehr werden wir von den Strukturen unserer medialen, gesellschaftlichen und politischen Umgebung bestimmt? Welche Kräfte formen, bestimmen und lenken uns als Individuen und als Gemeinschaft?
Candice Breitz studierte an der University of the Witwatersrand (Johannesburg), der University of Chicago und der Columbia University (NYC). 2003 bekam sie den Prix International d’Art Contemporain l Fondation Prince Pierre de Monaco zuerkannt, 2013 den B3 BEN Award –B3 Biennial of the Moving Image–Frankfurt am Main sowie 2014 den Kunstpreis der SPD-Fraktion des Niedersächsischen Landtages. Seit 2007 ist sie Professorin an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Breitz‘ Werk ist in den Sammlungen zahlreicher Museen vertreten, zum Beispiel in der Tate Modern, London, im Museum of Modern Art, New York, in der Hamburger Kunsthalle oder im Kunsthaus Bregenz sowie im Kunstmuseum Bonn.