Denise Bertschi (1983 in Aarau) führt als Trägerin des Manor Kunstpreises den Werkkomplex HELVÉCIA, Brazil (2017/2018) weiter, in dem sie die Wirtschaftsbeziehungen von Schweizer Handelsleuten in Brasilien während des 19. Jahrhunderts untersucht. Der auf ihren Reisen in der brasilianischen Provinz Bahia gesammelten lokalen Perspektive auf dem Gebiet einer ehemaligen, im 19. Jh. von Schweizern betriebenen Kaffeeplantage, setzt sie ihre jüngsten Recherchen zu den Aargauer Akteurinnen gegenüber. Diese führen sie in diverse Depots und zu ausgewählten Gebäuden in der Stadt Aarau, ins Staatsarchiv oder auch ins Naturama Aargau.
Als Zeugnisse aus der Ferne lagern hier die von den Brasilienreisenden gestifteten Sammlungen, ausgestopfte Tiere, Fotografien und Dokumente, die Bertschi als Material für ihre Arbeiten dienen. Damals prägten die Objekte die Vorstellung des Exotischen; heute erlauben sie Rückschlüsse auf die kolonialen Verstrickungen der Schweiz. Bertschis detektivische Nahsicht lohnt sich: sie präsentiert uns frühe Belege einer sich allmählich globalisierenden Welt und erinnert uns dabei, Geschichte immer wieder neu zu lesen und zu verstehen.