Der in London lebende Drucker, Lehrer und Verleger Hansjörg Mayer wurde mit seinen drucktechnischen Experimenten und seiner edition hansjörg mayer zu einem der wichtigsten Protagonisten der Konkreten Poesie und der Kunst der 1960er Jahre. In Zusammenarbeit mit dem Künstler zeigt die Kunstbibliothek die Vielfalt und die künstlerische Eigensinnigkeit des Verlags, von seinen ersten typographischen Arbeiten, die er typoems nannte, der internationalen Ausstrahlung der Konkreten Poesie von Stuttgart nach São Paolo, bis zu den experimentellen Künstlerbüchern von Dieter Roth.
Bereits Mitte der 1960er Jahre wurde die Kunst- und Literaturwelt auf Hansjörg Mayer (*1943, Stuttgart) aufmerksam. Mayer war schon als Jugendlicher mit dem Stuttgarter Kreis um den Philosophen Max Bense in Kontakt gekommen, der ihn mit den neuesten internationalen Tendenzen in Kunst, Literatur und Musik bekannt machte. Mayers Faszination für den Druckprozess, den er in der Druckerei seiner Familie täglich erleben konnte, gab den Anstoß zu ersten "Druckprozessbildern". Seit 1963 war Mayer als der Verleger von Dieter Roth dazu bereit, jede noch so herausfordernde künstlerische Idee in den Buchdruck umzusetzen. 1966 zog Mayer nach England, wo er an der Bath Academy of Art sowie der Watford School of Art lehrte. 1968 widmete das Gemeentemuseum Den Haag dem Fünfundzwanzigjährigen eine erste große Retrospektive. Seitdem hat er in der edition hansjörg mayer über 300 Bücher, Plakate, Filme, Schallplatten und Videos verlegt.
Die Ausstellung präsentiert in gemeinsamer Auswahl mit Hansjörg Mayer die Vielfalt seines Verlags. Am Anfang steht Das erste Alphabet, der Beginn seiner drucktechnischen Experimente mit den 26 Buchstaben des Alphabets. Zu sehen sind auch eine Auswahl von Filmen, die er zusammen mit Georg Bense und Rainer Wössner 1962 realisierte, die wegweisenden Mappenwerke zur "Konkreten Poesie International", Künstlermappen von Sigfrid Cremer oder Herman de Vries, sowie die ausufernde Buchreihe Gesammelte Werke von Dieter Roth und seine Schallplatten mit Selten gehörter Musik. Das unerhörte Spektrum seines verlegerischen Wirkens von Konkreter Poesie bis zur Ethnologie findet sich in der Ausstellung auch auf Büchertischen zum Blättern und Lesen.