Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Peking zeigt die Gesellschaft für Deutsch-Chinesischen kulturellen Austausch (GeKA e.V.) in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Museen zu Berlin (SMB) im Museum für Fotografie Arbeiten von jungen Künstlern aus Berlin und Peking. Die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen haben an der weißensee kunsthochschule berlin, der Universität der Künste Berlin (UdK) und der China Central Academy of Fine Arts in Peking (CAFA) studiert. Zusätzlich wurde der in Berlin und Peking lebende Künstler He Xiangyu (何翔宇) eingeladen, an der Ausstellung teilzunehmen. He Xiangyu (何翔宇), der zwischen Berlin und Peking pendelt, ist ein Konzeptkünstler, der sich mit den unterschiedlichsten Medien und Themen auseinandersetzt. Aktuell sind seine Arbeiten im Chinesischen Pavillon der Biennale von Venedig zu sehen. In seinem Beitrag für die Ausstellung konfrontiert er eine minimalistische Holzskulptur mit einer Fotografie, die erst auf den zweiten Blick als Abbild dieses Objekts zu erkennen ist. Diese Arbeit verbindet ihn mit der von Yala Juchmann, die ihre Fotografien in den Raum und zum Objekt erweitert. Auch Juchmann bezieht die unterschiedlichsten Medien in ihre Konzepte ein – sie bewegt sich zwischen Fotografie, Skulptur, Installation und Performance.
Trotz ihres sehr unterschiedlichen kulturellen Hintergrunds haben die von ihren Hochschulen vorgeschlagenen Künstler und Künstlerinnen mehr miteinander gemeinsam als man zunächst vermuten würde. Sie alle leben in großen Städten und sie bewegen sich völlig selbstverständlich zwischen eigener Herkunft und Tradition sowie einem durch Architektur, Konsum und Medien bestimmten globalen Lebensstil. Für die in China aufgewachsenen Künstler Ye Funa (叶甫纳), Li Binyuan (厉槟源) und Chi Peng (迟鹏), ebenso wie für die in Japan geborene Rie Yamada eröffnet sich ein weiteres Spannungsfeld: Das zwischen starken, eigenen künstlerischen Traditionen und einer bis vor zwei Jahrzehnten westlich dominierten modernen und zeitgenössischen Kunst. Produktiv wird diese Spannung in der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Rollenbildern und sexueller Identität: Ye Funa (叶甫纳) spielt in ihren Videos und Fotografien mit möglichen Rollen in der eigenen Familie und innerhalb der Kunstgeschichte, Rie Yamada erprobt in ihren fotografischen Selbstinszenierungen unterschiedliche Rollen und Familienkonstellationen. Auch die Arbeiten des Fotografen Chi Peng (迟鹏), der in seinen traumähnlichen Inszenierungen meistens selbst die Hauptrolle spielt, sind Ausdruck der Suche nach der eigenen Position – auch der zwischen Ost und West.
Jannis Schulze ist dagegen in den eigenen Bildern nie zu sehen; seine eher beiläufigen Fotografien spiegeln sein subjektives Lebensgefühl in poetischen Bildern, die er in Büchern und Ausstellungen assoziativ miteinander kombiniert. Thomas Koester wiederum baut aus seinen Schwarzweißfotos strenge Tableaus, in denen die Bewohner von Großstädten wie Moskau oder Seoul mit ihrem städtischen Umfeld verschmelzen. Li Binyuan (厉槟源), der kürzlich seine Videoarbeiten im MoMA PS1 zeigte, reagiert dagegen in filmisch und fotografisch dokumentierten Performances unmittelbar mit dem eigenen Körper auf seine natürliche und gebaute Umwelt.
Die Ausstellung kommt auf Initiative von Prof. Yu Zhang (张彧), Präsidentin der Gesellschaft für Deutsch-Chinesischen kulturellen Austausch e.V. (GeKA) zustande und wird von der GeKA, der Berliner Senatskanzlei, der Sammlung Wemhöner, der Mart Stam Gesellschaft, der Karl Hofer Gesellschaft und der WALL AG gefördert.
Die Ausstellung wird von Prof. Stefan Koppelkamm (weißensee kunsthochschule) und Prof. Miao Xiaochun (CAFA) kuratiert.