Wo wächst Krapp? Und was hat er mit Malerei zu tun? Fragen wie diese beschäftigen Johanna und Helmut Kandl. Das österreichische Künstlerehepaar ergründet die Materialität von Bildern: Die Mal- und Farbmittel eines Kunstwerks erzählen eine eigene Geschichte von ihrer Gewinnung, Herkunft und sozialen Einbettung, parallel zum Motiv der Bilddarstellung. Die meisten organischen Malmaterialien werden aus Pflanzen gewonnen.
Erster Teil von Johanna Kandls Ausstellungsprojekt Material. Womit gemalt wird und warum ist der Garten vor der Orangerie des Unteren Belvedere. In Zusammenarbeit mit den Bundesgärten baute sie hier Pflanzen an, die auf die eine oder andere Weise zur Erzeugung von Malmitteln verwendet werden: Lein, Föhre, Krapp, Mastixstrauch oder Kaktus, bevorzugter Wirt der Koschenillelaus, aus der ein dunkles Rot gewonnen wird, das lange Zeit auch Campari oder Lippen rot färbte.
Pflanzen, die der Herstellung dieser Materialien dienen, prägen das Dasein der Menschen, die von ihnen leben. Sie formen auch die sie umgebende Landschaft – wie beispielsweise Krapp in Südfrankreich im 19. Jahrhundert, Indigo in Indien oder die Föhre im südlichen Niederösterreich. Manche Ortsnamen oder umgangssprachliche Ausdrücke verweisen bis heute auf dieses Naheverhältnis – so wie „Kappl am Krappfeld“, Geburtsort von Maria Lassnig, oder Ausdrücke wie „blau machen“ oder „grün und blau schlagen“, die ihren Ursprung in der Indigoproduktion haben.
Die Gartenanlage entstand in Zusammenarbeit mit der Gartenarchitektin Jutta Fischel und den Bundesgärten.