Ein Körpergefühl in plastische oder grafische Sprache zu übersetzen, ist nicht leicht, seine Ausbreitung auf bestimmte Grenzen und Formen beschränken zu wollen, ist ein Willkürakt, der seine Berechtigung nur in seiner jeweiligen Intensität, Originalität und Auswahl hat.
(Maria Lassnig)
Der 2014 verstorbenen österreichischen Künstlerin Maria Lassnig widmen wir anlässlich ihres 100. Geburtstags in unserem Graphik-Kabinett eine Ausstellung, die fast alle ihre Schaffensjahre beleuchtet. Im Mittelpunkt ihrer schonungslos offenen Körperbewusstseinsbilder stehen die eigenen physischen Empfindungen. Mit ihren, wie sie sie selbst nannte, »body awareness paintings« hat sie einen eigenständigen Weg zwischen Figuration und Abstraktion gefunden.
Alle in unserer Präsentation ausgestellten Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und Druckgraphiken stammen aus der Sammlung Klewan. 1981 zeigte der Kunstsammler die erste Lassnig-Ausstellung in seiner damaligen Münchener Galerie. Es folgten viele weitere Einzelpräsentationen, die dazu beitrugen, dass Maria Lassnig in ihrer zweiten Lebenshälfte endlich die verdiente Anerkennung auch im Ausland zuteil wurde. Heute gilt sie als die wichtigste österreichische Malerin der Nachkriegszeit.
Dreißig Jahre Freundschaft mit Maria Lassnig waren wie ein Kampf. Man musste ihr jedes Bild abschwatzen. Ölbilder hat sie mir lieber in Kommission gegeben, als dass sie sie verkauft hätte. Das Bewusstsein, ein Bild nicht mehr zurückzubekommen, war für sie unerträglich. Zum Glück ist sie fast 95 geworden und hat ihren Weltruhm noch erlebt.
(Helmut Klewan)