Mit der Ausstellung »Balkrishna Doshi. Architektur für den Menschen« präsentiert das Vitra Design Museum die erste Retrospektive über das Gesamtwerk von Balkrishna Doshi (*1927 in Pune, Indien) außerhalb Asiens. Der berühmte Architekt und Stadtplaner, der 2018 als erster Inder mit dem renommierten Pritzker-Preis geehrt wurde, ist einer der wenigen Pioniere moderner Architektur auf dem Subkontinent. In über 60 Jahren architektonischer Praxis hat Doshi eine Vielzahl unterschiedlichster Projekte verwirklicht.
Dabei übernahm er die Grundsätze der modernen Architektur nicht einfach, sondern brachte sie mit den lokalen Traditionen und den kulturellen, materiellen und natürlichen Gegebenheiten vor Ort in Einklang. Die Ausstellung zeigt zahlreiche bedeutende Projekte aus der Zeit von 1958 bis 2014, wobei das Spektrum von der Planung ganzer Städte und Siedlungen bis hin zu Hochschulen und Kultureinrichtungen sowie Regierungs- und Verwaltungsgebäuden, von Privathäusern bis hin zu Wohninterieurs reicht. Zu Doshis Werken gehören Pionierleistungen wie das Indian Institute of Management (1977–1992), sein eigenes Architekturbüro Sangath (1980) und die berühmte Wohnsiedlung Aranya für Menschen mit geringem Einkommen (1989). Neben einer Fülle originaler Zeichnungen, Modellen und Kunstwerken aus Doshis Archiv und Architekturbüro werden Fotos, Filmmaterial und mehrere begehbare Rauminstallationen gezeigt. Eine umfassende Zeitleiste vermittelt einen Überblick über Doshis Laufbahn von 1947 bis heute, wobei seine enge Beziehung zu anderen einflussreichen Architekten und Vordenkern wie Le Corbusier oder Christopher Alexander immer wieder deutlich wird.
Die Ausstellung »Balkrishna Doshi: Architektur für den Menschen« bringt Doshis Werk einem globalen Publikum näher und untersucht die ihm zugrunde liegenden Ideen und Ideale. Sie veranschaulicht seinen entscheidenden Einfluss auf die moderne indische Architektur und auf Generationen jüngerer Architekten. Doshis humanistische Haltung ist durch seine indischen Wurzeln ebenso geprägt wie durch seine westliche Bildung und den rapiden Wandel der indischen Gesellschaft seit den frühen 1950er-Jahren. Seine poetische und zugleich funktionale Architektursprache wurde maßgeblich von der Zusammenarbeit mit Le Corbusier in Paris, Chandigarh und Ahmedabad beeinflusst, darüber hinaus waren die Erfahrungen beim Bau des von Louis Kahn entworfenen Institute of Managements prägend für den jungen Architekten. Doshi ging jedoch in seiner Formsprache über diese frühen Vorbilder hinaus und entwickelte eine ganz eigene Herangehensweise zwischen Industrialismus und Primitivismus, moderner Architektur und traditioneller Form. Seine Praxis beruht auf einer nachhaltigen Herangehensweise und strebt nach der Verortung der Architektur in einem weitgefassten Zusammenhang von Kultur, Umwelt, Gesellschaft, Ethik und Religion.