Das Schaudepot entstand mit dem Ziel, die stetig wachsende Sammlung des Vitra Design Museums der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Grundstein für die Sammlung wurde von Museumsgründer Rolf Fehlbaum gelegt. Er hatte in den 1980er Jahren eine Möbelsammlung aufgebaut, die er dem Vitra Design Museum bei seiner Gründung 1989 übertrug. Seitdem wird die Sammlung von den Museumsdirektoren Alexander von Vegesack (1989 bis 2010) sowie Mateo Kries und Marc Zehntner (seit 2011) gemeinsam mit Rolf Fehlbaum erweitert und zählt heute zu den weltweit größten ihrer Art.
Insgesamt umfasst die Sammlung des Vitra Design Museums heute circa 20 000 Objekte. Den Kern bildet ein etwa 7000 Stücke umfassender Bestand an Möbeln, der fast alle wichtigen Epochen und Protagonisten des Designs von 1800 bis heute abdeckt. Ein zweiter Sammlungsschwerpunkt ist eine Leuchtensammlung mit über 1000 Objekten, die u.a. Entwürfe von Gino Sarfatti, Achille Castiglioni, Serge Mouille oder Ingo Maurer umfasst. Weitere Bestände umfassen Elektrogeräte, Architekturmodelle, Textilien, sowie Alltags- und Gebrauchsgegenstände. Außerdem verfügt das Museum über Archivbestände von ca. 100 000 Einheiten, darunter bedeutende Nachlässe wie die von Charles und Ray Eames, Verner Panton und Alexander Girard. Ziel der Sammlung ist es, die Geschichte und Gegenwart des Interieurs zu dokumentieren und in einem größeren Kontext zu erforschen.
Die Präsentation im Schaudepot gliedert sich in drei Bereiche mit einer Gesamtfläche von rund 1600 qm: Im Erdgeschoss befindet sich die Haupthalle, auf der die umfangreiche Dauerausstellung gezeigt wird. Im Zentrum steht eine Auswahl über Schlüsselstücken des Möbeldesigns, darunter seltene Entwürfe von Designern wie Gerrit Rietveld, Alvar Aalto, Charles & Ray Eames oder Ettore Sottsass, aber auch weniger bekannte oder anonyme Objekte, Prototypen und Versuchsmodelle. Die Auswahl spiegelt die Schwerpunkte und Schlüsselstücke der Museumssammlung, gibt aber zugleich eine umfassende Übersicht zur Geschichte des Möbeldesigns – von stilistischen und technischen Innovationen bis hin zum gesellschaftlichen Wandel, der sich in den Objekten spiegelt. Ausführliche Informationen zu den Objekten werden über einen digitalen Katalog vermittelt, den der Besucher im Schaudepot über sein Smartphone oder Leihgeräte (Tablets) abrufen kann. Während die Dauerausstellung in der Haupthalle des Schaudepots chronologisch gegliedert ist, zeigen die Einblicke in die weiteren Sammlungsbestände im Untergeschoss thematische Schwerpunkte und ermöglichen den Blick hinter die Kulissen des Museums, wo Konservatoren und Kuratoren täglich mit den Sammlungsobjekten umgehen. Auch andere Aspekte des Schaudepots machen die Museumsarbeit öffentlich: So blickt man aus dem Café in die Museumsbüros und in die Bibliothek, die Forschern und Studenten auf Anfrage zugänglich ist. Die ebenfalls einsehbare Restaurierungswerkstatt kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Mit dem Schaudepot entsteht also ein »gläsernes Designmuseum«, das die Erforschung von Design in all seinen Facetten öffentlich macht.
Einerseits rückt das Vitra Design Museum damit seinen Sammlungsschwerpunkt Möbeldesign stärker ins Bewusstsein und macht ihn für Besucher und Wissenschaftler zugänglich. Andererseits reagiert es auf eine Entwicklung, die kennzeichnend für das Design und die Museumswelt der Gegenwart ist. Heute umgibt uns Design in allen Lebensbereichen – von einem ikonischen Objekt wie dem Möbel bis hin zu digitaler Kommunikation und sozialen Prozessen. Ein Designmuseum des 21. Jahrhunderts muss deshalb nicht nur Objekte sammeln und ausstellen, sondern die Bedeutung von Design jenseits des Einzelobjekts vermitteln, indem es Diskussionen initiiert, gesellschaftliche Zusammenhänge aufzeigt und Bezüge zu Bereichen wie Architektur, Kunst oder neuen Technologien herstellt. Mit der Erweiterung um das Schaudepot trägt das Vitra Design Museum dieser Entwicklung Rechnung und vermittelt Design so vielfältig, wie es in unserer heutigen Welt in Erscheinung tritt.