Die Wiener Künstlerin Lisl Ponger (1947 Nürnberg, DE) ist Preisträgerin des Otto-Breicha-Preises für Fotokunst 2017. Seit 1983 vergibt das Museum der Moderne Salzburg alle zwei Jahre einen Preis für Fotokunst, der bis 2001 als „Rupertinum-Fotopreis“ und seit 2007 als „Otto-Breicha-Preis für Fotokunst – Museum der Moderne Salzburg“ ausgelobt und von der Familie Breicha gestiftet wird. Für ihr Werk ausgezeichnet werden österreichische oder in Österreich lebende Künstler_innen, die einen signifikanten Beitrag zur Fotografie geleistet haben.
Professione: fotografa (Beruf: Fotografin), so lautet der Titel der Ausstellung, den die Künstlerin in Anlehnung an Michelangelo Antonionis Film Professione: reporter von 1975 gewählt hat. In diesem Thriller geht es um Probleme von Erkenntnis und Eigenverantwortlichkeit sowie um die Beziehung zwischen Künstler und Werk. Die ausgebildete Fotografin arbeitet seit den frühen 1970er-Jahren als freischaffende Künstlerin mit Fotografie und Film und untersucht die seit dem 19. Jahrhundert wiederkehrenden Muster, die in ethnologischen Museen und in der Darstellung von fremden und vertrauten Kulturen sichtbar werden. Die Fotografie war das Medium, mit dem man sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts die „neue“ Welt – das Fremde – nach Hause geholt und sich gleichzeitig untergeordnet hat. In ihren inszenierten Fotoarbeiten wie Teilnehmende Beobachterin (2016) präsentiert die Künstlerin die Stereotypen, Rassismen und Blickkonstruktionen, die sich bis heute erhalten und fortgesetzt haben. Daneben sammelt Ponger für ihr eigenes fiktives Museum MuKul Objekte westlicher Alltagskultur oder Dinge aus touristischen Souvenirläden, die den Umgang mit fremden Kulturen belegen.
Die Ausstellung ist eine in drei Kapitel gegliederte Übersichtsschau. Neben großen neuen fotografischen Tableaus werden in einem Kinoraum Filme Pongers gezeigt. In einem separaten Bereich ist die Installation The Master Narrative und Don Durito (2017) zu sehen, die Ponger für das Weltmuseum Wien erarbeitet hat.