Klaus Hähner-Springmühl (1950–2006) war einer der einflussreichsten Künstler in der oppositionellen Kunstszene der DDR. Der gebürtige Zwickauer, später tätig in Cottbus, Chemnitz (Karl-Marx-Stadt), Dresden und Leipzig, beschäftigte sich seit 1970 autodidaktisch mit bildender Kunst. 1979 wurde er schließlich Mitglied im VBK-DDR. Sein Gesamtwerk umfasst Gemälde und Zeichnungen, Fotoübermalungen, Collagen und Rauminstallationen, bildkünstlerische und musikalische Performances. Gestische Abstraktion und Nicht-Figuralität zeichnen seine Werke aus.
Sein zentrales Thema war die existenzielle Bedeutung der Kunst. Vor allem war ihm Kunst die Möglichkeit zur Selbstbefragung des Ichs und zur Selbstbefreiung aus den Zwängen einer gesellschaftlich und künstlerisch reglementierten Existenz. Durch seine kompromisslose Art, der eigenen Inszenierung Bequemlichkeit und Sicherheit zu opfern, wurde Hähner-Springmühl schnell zu einem Anreger vieler junger Künstler. Der unaufhaltsame Aufstieg, den er erlebte, war für einen Aussteiger und Autodidakten ungewöhnlich. Diesem folgte jedoch nach der Wende schnell der Abstieg. Auch weil er sich den neuen Normen der Markttauglichkeit widersetzte, geriet er zunehmend in Vergessenheit.
Das MdbK hat sich in den letzten Monaten intensiv der Rehabilitierung Hähner-Springmühls gewidmet. Durch Schenkungen, Ankäufe und – teilweise bislang ungezeigte – Leihgaben wurde das bislang umfänglichste Konvolut an Werken dieses Künstlers angelegt und in bis dato einmaliger Intensität wissenschaftlich und museal erfasst. Die von Fabian Müller und Alfred Weidinger kuratierte Retrospektive zum „Kandidaten“ Hähner-Springmühl stellt dessen Schaffen in seiner gesamten Breite sowie seinem existenziellen Charakter vor. Einer umfangreichen Auswahl von grafischen und malerischen Arbeiten sowie Collagen Hähner-Springmühls stehen die Fotodokumentationen seiner zahlreichen Performances gegenüber.