Anhand von rund 180 Arbeiten der Jahre 1917 bis 2000 zeigt die Ausstellung nicht nur die Vielfalt fotografischer Künstlerporträts, sie lässt auch die Kunst- und Künstlergeschichte des letzten Jahrhunderts Revue passieren. Berühmte aber auch wenig bekannte Fotografinnen und Fotografen, darunter Berenice Abbott, Brassaï, Henri-Cartier Bresson, Helga Fietz oder Jérôme Schlomoff sind mit ikonischen Porträts von Pablo Picasso und Salvador Dalí über Frida Kahlo und Andy Warhol bis hin zu Jeff Koons und Marina Abramović vertreten. Die Werke stammen aus der Sammlung Angelika Platen.
Der Begriff des Künstlers wird häufig mit Genialität, Einfallsreichtum und Gestaltungsfreiheit verbunden, während Carl Gustav Jung den Begriff „Komplex“ als ein Gefüge von Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen definiert, das sich um einen bedeutenden Zusammenhang in der Psyche gruppiert und das Denken und Handeln bestimmt. Die Ausstellung verbindet beide Begriffe und untersucht den Künstler als eine aus bestimmten Vorstellungen und Motiven zusammengefügte bildliche Erscheinung – exemplarisch manifestiert im fotografischen Porträt
Die Fotografin Angelika Platen – selbst eine bedeutende Künstlerporträtistin – hat die vielfältigen Formen des fotografischen Künstlerbildnisses in einer umfangreichen Sammlung vereinigt. Rund 180 Exponate daraus werden im Sommer 2018 im Museum für Fotografie zu sehen sein. Die Schau fächert tradierte ebenso wie experimentelle Facetten des Künstlerporträts auf. Arbeiten von Berenice Abbott, Brassaï, Henri-Cartier Bresson, Gisèle Freund, Heinz Hajek-Halke und Arnold Newman sind neu zu entdecken neben weniger bekannten Fotografinnen und Fotografen wie Helga Fietz, Hildegard Heise oder Jérôme Schlomoff, die mit ihren ikonischen Bildnissen von Georg Baselitz, Jean-Michel Basquiat, Max Beckmann und Ernst Wilhelm Nay in die Fotografiegeschichte eingegangen sind. Gleichzeitig werden außergewöhnliche Künstlerbildnisse vorgeführt, die das repräsentative Porträtformat konterkarieren, etwa Christopher Makos' transvestitische Aufnahmen von Andy Warhol.
In drei Sektionen bietet die Ausstellung gleichsam einen Einblick in die Köpfe der unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten: Die erste Sektion Persona thematisiert das Gesicht, das nach außen hin gezeigt wird. Mit den Attributen Pinsel, Palette oder Kamera ausgestattet und in festgelegten Posen präsentieren sich Künstler wie George Grosz oder Joan Miró im Atelier bei der Arbeit. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Selbstbildnisse wie z.B. von Edward Steichen oder Florence Henri. Weiter spannt die Sektion einen Bogen zu Verkleidungen und Karikaturen in Aufnahmen von Wols, Otto Dix oder Salvador Dalí.
Als grundlegendes Antriebsmoment steht die Kreativität im Zentrum der zweiten Sektion der Ausstellung. Zu sehen sind in den Schaffensprozess vertiefte Künstlerinnen und Künstler, leere Ateliers sowie fotografische Spiegelungen und Verzerrungen. Ausgewählte Gemälde, Skulpturen und Grafiken der Klassischen Moderne ermöglichen einen einzigartigen Blick auf die Wechselwirkungen zwischen Fotografie und bildender Kunst.
Die dritte Sektion Pygmalion bezieht sich auf den Mythos des antiken Bildhauers. Er steht in der Kunstgeschichte allegorisch für den Schaffensprozess, wobei Pygmalion als Ideal des Künstlers schlechthin gilt. Ausgehend von dem durch Robert Doisneau in Szene gesetzten Bildhauer Charles Despiau stehen hier Künstlerinnen und Künstler wie Alberto Giacometti, Georgia O’Keeffe, Günther Uecker oder Jeff Koons mit ihren Arbeiten im Vordergrund. Dabei fungieren diese Kunstwerke als Sinnbilder ihres Schöpfergeistes.
„Künstler Komplex. Fotografische Porträts von Baselitz bis Warhol” wird großzügig gefördert durch die Sparkassen-Finanzgruppe, Hauptförderer der Staatlichen Museen zu Berlin.