Wasser ist das zentrale Element – heute, in Zeiten von Klimawandel und Ressourcenknappheit, sowie vor Hunderten von Jahren in den Schöpfungsmythen fast aller Kulturen. Wasser repräsentiert Leben, aber auch Tod. Der 1980 im bayerischen Memmingen geborene Künstler greift in seiner Malerei die Macht des Wassers auf. Reminiszenzen an den Ozean und seinen ständigen Wandel, scheinen Kirschner zu leiten. Öl- oder Acrylfarbe und Leinwand sind seine Materialien; Rot und Blau seine dominanten Farben; das Wechselspiel von Figuration und Abstraktion sein Stilmittel.
In seinen Bildräumen zeigt er Darstellungen von Seen und Pfützen, Oberflächen und Unterwelten, Wellen und Kreisen, Menschen über der See und Gestalten unter der See. Seine Werke erzählen von Mythologien, Legenden und manchmal auch vom Zwiegespräch mit dem unendlichen Bildervorrat älterer Kunstwerke. Das Bild als Resonanzraum. Parallel zur Natur erschafft es sich aus der Erinnerung immer wieder neu, Elemente werden gespiegelt, Wesen erscheinen und verschwinden, selbständige Zellen zirkulieren unter der Oberfläche wie aufplusternde Quallen, die sich im Rhythmus bewegen. Auf Nichts ist Verlass; lässige Momente der Zweisamkeit verflüchtigen sich im Nebel oder werden vom Fluss der Farben verdrängt.
Der Künstler beginnt seine Arbeitsweise immer mit dem Aufspannen der Leinwand, mit einer vagen Stimmung im Kopf, verdünnte Farbe auf die Leinwand aufträgt, nicht überall, aber Schicht für Schicht, bis die Tonalität stimmt, er aus dem Bild heraus Platzierungen vornimmt, experimentiert, bis durch den Malakt selbst Bilder entstehen. Erst dann setzt der Intellekt ein, hier allerdings sehr bewusst und mit höchster Anspannung, bearbeitet der Künstler seinen Vorrat an Formen, nimmt Reduktionen und Verdichtungen vor bis das Schemenhafte zum realen Bild wird – Abstraktes und Figuratives den Resonanzraum bestimmen. Da gibt es lesbare Bilder mit verschwommenen Welten, die beim Betrachten ganz einfach zu verstehen scheinen, doch dann wird aus einer amorphen Komposition plötzlich ein Wesen, das sich einschmeichelt in die Unterwasserwelt, beunruhigt und Fragen aufwirft. Am Ende unseren Blick schärft, der suchend weitere Entdeckungen macht.
Bernd Kirschner studierte freie Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Für sein Werk wurde er zahlreich ausgezeichnet. 2016 erhielt er eine Gastprofessur in Hangzhou, China. Er stellt in Galerien und Kunsthallen aus in Budapest, Istanbul, New York, Paris, Dresden, Berlin, Peking und Seoul.