»Ihre liebenswürdige Karte hat mich sehr erfreut. In der Stilleben- Ausstellung bei Commeter sind 3 Arbeiten von mir. Wenn Sie sie sehen bin ich begierig zu hören wie sie Ihnen gefallen Frdl. Gruss Ihr EL Kirchner / Besten Gruss E Heckel«
Es klingt kaum anders als eine heutige Nachricht, versendet via Smartphone, zwischendurch getippt beim Mittagessen, angehängt ein Bild des Gerade-gesehenen. Nur, dass es sich bei dem Schreiber um Ernst Ludwig Kirchner handelt, der eine kurze Notiz an die Hamburger Sammlerin Käthe Bleichröder schickt, geschrieben, auf einer Postkarte. Die Vorderseite ziert das Motiv eines „Liegenden weiblichen Aktes mit Hund“, gestaltet, von seinem Ateliergenossen Erich Heckel.
Was heute schnell als Foto über das Handy verschickt wird, versendeten die jungen Künstler der „Brücke“-Generation gerne als kleine Zeichnung per Postkarte, um Entwürfe und Ideen von aktuellen Werken zu teilen, oder um den Kontakt zwischen Freunden und die wenigen Sammlern zu fördern. Die aus heutiger Sicht kleinen Kostbarkeiten, erzählen dabei nicht nur von dem künstlerischen Werk, sondern geben auch Einblick in das soziale Umfeld des Künstlers. So sind etwa zwei Karten an den ehemaligen Direktor der Düsseldorfer Akademie Walter Kaesbach geschrieben, der seinerzeit zu den fortschrittlichsten Museologen zählte und bekannter Förderer der Expressionisten war.
Diese sowie etwa 35 weitere Künstlerpostkarten, beschrieben und verschickt von bedeutenden Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts, sind als Kunstwerke auf kleinster Fläche, ab dem 16. Februar 2018 in der Ausstellung »Schöne Grüße« in der Galerie Ludorff in Düsseldorf zu sehen.
Die Ausstellung macht deutlich, wie sehr die Künstlerpostkarte als Medium in der Kunst des gesamten 20. Jahrhunderts eine eigene Rolle spielte. In ihr bildet sich die Entwicklung der Kunstgeschichte der Moderne ab – von den jugendstilhaften Designs der Jahrhundertwende über den Ausdruck der individuellen Künstlerpersönlichkeit der Klassischen Moderne bis hin zu den konzeptuellen Ansätzen der Nachkriegszeit. Und stets war die Künstlerpostkarte dabei ein ungewöhnliches und charmantes Kunstwerk im kleinen Format.
Die Ausstellung macht deutlich, wie sehr die Künstlerpostkarte als Medium in der Kunst des gesamten 20. Jahrhunderts eine eigene Rolle spielte. In ihr bildet sich die Entwicklung der Kunstgeschichte der Moderne ab – von den jugendstilhaften Designs der Jahrhundertwende über den Ausdruck der individuellen Künstlerpersönlichkeit der Klassischen Moderne bis hin zu den konzeptuellen Ansätzen der Nachkriegszeit. Und stets war die Künstlerpostkarte dabei ein ungewöhnliches und charmantes Kunstwerk im kleinen Format.
Die Pioniere dieser Gattung, die jungen Expressionisten, malten auf dem kleinen Format ihr gesamtes Themenspektrum: Akte, Porträts, Landschaften, Großstadtvergnügungen wie Varieté, Zirkus oder Theater. Dabei wurde so manches Postkartenmotiv zur Ideenskizze eines bedeutenden Gemäldes und manch freizügiger Akt sorgte sicherlich für Schamesröte im Gesicht des austragenden Postboten. Vor allem aber verwendeten die Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts die neugewonnene Kunstform als rasantes Kommunikationsmittel – die Post wurde mehrfach am Tag ausgetragen und eine Karte war halb so teuer im Porto wie ein Brief. Ganz anders nutzten die Künstler ab den 1960er Jahre dieses Massenmedium, um Kunst und Alltag miteinander zu verbinden, eine Publikumsnähe zu erreichen oder um ihr künstlerisches Konzept vorzustellen – wie Joseph Beuys, der seine Materialsprache überträgt und eine Filz-Postkarte mit sofortigem Wiedererkennungswert produziert.
Dem japanischen Künstler On Kawara, der sich intensiv mit dem Verhältnis von Zeit und der An- und Abwesenheit von Information und Körper beschäftigte, dient die Postkarte als Medium für seine „I GOT UP“ Serie. Er sieht seine Existenz täglich bestätigt, indem er mit Datum die Uhrzeit des Aufstehens auf der Postkarte dokumentiert. Doch schon beim Schreiben, wird die Information bereits Geschichte. Die Zeit, der Ort und das Ich als Konstante bleiben – die Postkarte wird Erinnerung.
Die Ausstellung „Schöne Grüße“ ist vom 16. Februar bis 14. April 2018 in der Galerie Ludorff in Düsseldorf zu sehen und zeigt 35 Werke von Joseph Beuys, Sam Francis, Klaus Fußmann, Erich Heckel, Horst Janssen, Hermann Hesse, On Kawara, Imi Knoebel, Oskar Kokoschka, Otto Mueller, Ernst Wilhelm Nay, Dieter Roth, Oskar Schlemmer sowie Karl Schmidt-Rottluff. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit einem Text von Frau Dr. Dahlmanns.