Nicht alle Kunstwerke geniessen auf der Reise, die sie aus der Zeit ihrer Entstehung in unsere jeweilige Gegenwart führt, dieselben Privilegien. Während die Werke arrivierter Künstler oben auf Deck für jedermann jederzeit gut sichtbar sind, müssen andere zu blinden Passagieren werden, wenn sie sich die Chance aufrecht erhalten wollen, irgendwann doch noch beachtet zu werden.
Eine solche Gelegenheit zur Ankunft in der Sichtbarkeit bietet die Ausstellung Blinde Passagiere jenen verborgen gebliebenen Kunstwerken. Eine Gelegenheit, die auch die Besucher belohnt, denen die einseitig selektive Kunstpflege vieles lange vorenthalten hat.
Die Blinden Passagiere führen das weiter, was 2013 die Ausstellung Stille Reserven begonnen hat. Wie damals geht es darum, festgefahrene Sehgewohnheiten zu überwinden, deren Kurzsichtigkeit entgegenzuwirken. Und wie damals gilt der Fokus dem Erfindungsreichtum und der inhaltlichen und stilistischen Vielfalt der Schweizer Malerei aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Zum zweiten Mal ist die Ausstellung Resultat einer Zusammenarbeit des Kunsthauses mit dem Sammler und Autor Peter Suter, und wieder treten Bilder aus den Beständen des Museums mit solchen aus einer privaten Sammlung in einen Dialog.
Die begleitende Publikation verzichtet auf kunsthistorische Kommentare und lässt dafür literarische Texte die Bilder begleiten. Sie stammen aus der Feder von Klaus Merz, Michel Mettler, Stéfanie Sourlier und Peter Suter.